Die fiesen Tricks der Finanzindustrie – und was wir dagegen tun können
„Warum wird man Versicherungsvertreter?“ fragte vor Jahren der legendäre heute-journal-Moderator Wolf von Lojewski und gab sich sogleich selbst die Antwort: „Weil man das tiefe Bedürfnis hat, Gutes zu tun.“ Es folgte ein TV-Beitrag über die Tricks und die nicht immer ganz astreinen Methoden der Versicherungswirtschaft bei der Neukundenakquise und der Schadensregulierung. Von Lojewskis Anmoderation des Beitrags entpuppte sich als pure Ironie. Spitze! Ja, die Unternehmen der Versicherungsbranche stehen in weiten Teilen der Bevölkerung in keinem guten Ruf. Und doch haben viele Menschen Versicherungen. Viele Versicherungen sogar. Viel zu viele Versicherungen. Und andere Finanzprodukte auch.
Wie Banken und Versicherungen uns das Geld aus der Tasche ziehen
Sagt zumindest André Schulz, und er tut dies in seinem neuen Buch „Die Geldlüge. Wie die Finanzindustrie Sie heimlich manipuliert, und wie Sie finanziell wirklich unabhängig werden“.* Schulz ist ein ehemaliger Banker und kennt sich mit Geld aus. Und ebenso kennt er die Tricks der Finanzbranche und weiß, wie Versicherungen und Banken uns Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen. Und zwar für Produkte, die niemand braucht oder die zumindest von zweifelhaften Nutzen für die Kunden sind. Eins ist sicher: In diesem Leben werden Schulz und die Finanzindustrie keine Freunde mehr.
Oft sind es dieselben uralten Tricks, die uns verführen sollen, ein Finanzprodukt zu kaufen. Motto: Warum etwas ändern, wenn es noch immer funktioniert? Zuerst wird uns ein mögliches Horroszenario in der Zukunft geschildert. Etwas sehr Schlimmes kann passieren: unser Haus brennt ab, wir verarmen im Alter, aufgrund eines Unfalls können wir unseren Beruf nicht mehr ausüben, unser böser Nachbar überzieht uns mit Rechtstreitigkeiten, wir sterben und, und, und. Doch zum Glück gibt es ja unsere Freunde in den Versicherungsgesellschaften und Kreditinstituten mit ihren tollen Finanzprodukten und schon sind wir gerettet. Wir müssen nur noch unterschreiben.
Vieles von dem braucht kein Mensch, sagt Schulz. Dabei scheut er auch vor beliebten Klassikern nicht zurück. Bespiel Bausparvertrag. Dazu schreibt er in schöner Pointiertheit: „Kein Mensch braucht einen Bausparvertrag – es sei denn, man hat im Wohnzimmer eine leere Wand, um dort die Bausparurkunde aufzuhängen.“ (Okay, unter Umständen, fügt er hinzu, kann ein Bausparvertrag sinnvoll sein, aber das hängt immer vom Einzelfall ab.)
Fazit: Die meisten von uns haben viel zu viele Finanzprodukte im Koffer. Vor allem Versicherungen. Oft wissen wir schon gar nicht mehr, was wir uns alles haben aufschwatzen lassen. Zur Strafe bezahlen wir jetzt regelmäßig viel Geld für Finanzprodukte, die wir gar nicht brauchen. Das Geld können wir auch direkt zum Fenster hinaus werfen, da freuen sich wenigstens unsere Nachbarn. Höchste Zeit also, hier mal gründlich auszumisten. Bücher wie das von André Schulz helfen uns dabei.
Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de