Think rich, look poor

Samstag, Juni 17, 2023 Lebensführung

Das sagte bereits Andy Warhol. Ist das die Strategie? Ja, wie sehen die Reichen unseres Landes eigentlich aus? Sind das nicht diese Menschen, die immer ein bisschen zu laut sind und mit Taschen durch die Gegend spazieren, auf denen viel zu große Logos von viel zu teuren Marken prangen – und quasi schreien: „Meine Besitzer sind reich“? Nein, das zeichnet die Mehrheit der oberen Schicht nicht aus.

„Aufgeklärter Reichtum gibt sich diskret“, sagt Doris Märtin. „Auf jeden Fall nach außen hin. Kein Auftrumpfen, keine anstrengenden Ansprüche, keine Exzesse, kein Bling-Bling, nicht einmal optische Perfektion.“ Dahinter steckt laut der Expertin für Persönlichkeit und Kommunikation weniger Bescheidenheit. Es ist vielmehr das bewusste Signal: Ich bin so weit oben, dass ich auf das Urteil anderer Menschen verzichten kann. Ich muss niemandem etwas beweisen.

Der Umgebung anpassen und authentisch bleiben

Wer durch harte Arbeit oder einen Glücksfall auf der sozialen (und finanziellen) Leiter aufgestiegen ist, der muss sich in den neuen Gefilden erst einmal zurechtfinden, die Spielregeln verstehen. Denn: Es hilft nichts, mit einem Mal viel Geld zu verdienen. Wer nicht versteht, wie man sich als sozialer Aufsteiger authentisch verhält, wird nicht angenommen werden. Wenn wir zurück auf die Markentasche kommen: Je dezenter die Tasche nach Geld schreit, desto eher wird sie von den Richtigen wahrgenommen.

In ihrem Ratgeber „Hier geht’s hoch“ stellt Doris Märtin 21 Strategien vor, die Menschen beim gekonnten Aufstieg weiterhelfen. Den Weg müssen sie selbst beschreiten, jedoch dienen die Tipps und Hinweise als Wegweiser. Wie reagiert man beispielsweise darauf, wenn Fragen zum sozialen Background kommen? Versteckt man die eigene Familie und damit die eigene Herkunft? Oder zieht man alle Register und weidet die Geschichte vom Arbeiterkind komplett aus? Was sind soziale Marker, die Menschen der Mittelschicht von der Upper-Class unterscheidet? Das können ganz feine Details sein, zum Beispiel der Umgang mit Stress.

Der signalisiere nämlich, so Märtin, dass die Ziele, die man mit ungeheurer Leistung erreichen möchte, nicht selbstverständlich seien. „Wohlhabendere haben diese Anspannung nie kennengelernt“, erklärt sie. „Höchste Ansprüche an sich selbst verwirklichen sie scheinbar mit links. Der Gestus der Leichtigkeit wird möglich, weil Statushohe sich nicht beweisen müssen, indem sie sich bewähren.“ Oder, um es mit Karl Lagerfeld zu sagen: „Ich habe keine Selbstdisziplin. Disziplin ist, wenn Sie sich Mühe geben müssen. Ich gebe mir keine Mühe.“

Roter-Reiter-Fazit

Die kochen auch nur mit Wasser: Anekdoten, Studienergebnisse und prominente Aufsteigerinnen und Aufsteiger als Best Practices machen das Buch unterhaltsam und entschlüsseln die Upper Class, die plötzlich be-greifbar wird.

Doris Märtin: Hier geht’s hoch. 21 Strategien für den Aufstieg, egal wo Sie stehen
Campus Verlag, 2023
262 Seiten, 22 Euro

ISBN 9783593516813

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