Den Namen „Tesla“ kennt heute jeder. Zumindest jeder, der sich für Autos interessiert. Denn Tesla, das Unternehmen, welches 2003 von Elon Musk gegründet worden ist, mischt derzeit mächtig die weltweite Automobilbranche auf und ist zum Schreckgespenst für viele traditionelle Hersteller geworden. Der Grund: Die Automobile von Tesla werden von einem reinrassigen Elektromotor angetrieben, sie haben keinen Auspuff und kein Getriebe und machen jede Menge Spaß, indem sie in Windeseile von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigen. Was viele aber nicht wissen: Tesla ist kein Kunstwort, den sich irgendwelche Marketingleute oder Kunstworterfinder ausgedacht haben. Als Elon Musk seiner Firma und seinen Autos den Namen Tesla gab, da war dies eine Verbeugung vor einem Mann, der für Experten als der Erfinder des elektrischen Zeitalters gilt. Dieser Mann hieß Nikola Tesla. Man nennt ihn auch den „Magier der Elektrizität“, einen „exzentrischen Erfinder“ und einen „kapriziösen Visionär“. Andere sagen, Nikola Tesla sei der Beweis dafür, dass Genie und Wahnsinn nahe beieinander seien. Mit anderen Wort: Ein interessanter, ein spannender Mann.

Der Erfinder des elektrischen Zeitalters

„Der Erfinder des elektrischen Zeitalters“ – so lautet auch der Untertitel der Biographie über Nikola Tesla, die W. Bernard Carlson geschrieben und die jetzt auf Deutsch erschienen ist. Carlson ist Professor und lehrt Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft an der Universität von Virginia. Er genießt weltweit einen hervorragenden Ruf als Experte für Technikgeschichte. Sein Tesla-Biographie ist mehrfach ausgezeichnet worden. Der Grund dafür liegt nicht nur darin, dass das Buch großartig geschrieben (und übrigens auch sehr gut übersetzt) ist. Frühere Biografien haben Nikola Tesla als eine Art Superman gehuldigt. Carlson hingegen will den genialen Physiker, Erfinder und Ingenieur nicht nur feiern, sondern auch kritisch betrachten. Und während sich frühere Tesla-Biografen weitgehend auf seine Persönlichkeit konzentriert haben, versucht Carlson, den Menschen und seine schöpferische Arbeit zu würdigen.  Kein Wunder daher, dass das Buch mit fast 700 Seiten einen stolzen Umfang hat.

Nikola Tesla steht heute weit im Schatten seines Zeitgenossen, dem  großen Thomas Edison, der als Erfinder der Glühlampe in keinem Wissensquiz fehlen darf. Zu Lebezeiten war das allerdings anders. Tesla war damals ein Popstar. Der Journalist Arthur Brisbane, der Tesla einmal eine ganze Nacht interviewt hatte, schrieb danach fasziniert und mit einem Seitenhieb auf Edison: „Verglichen mit Teslas Idee ist das gegenwärtige System für Glühlampen so primitiv wie ein Ochsenkarren mit zwei schlichten Holzrädern gegenüber einer modernen Eisenbahn.“ Dennoch war Edison am Ende der Erfolgreichere und Tesla erlebte einen dramatischen Abstieg. Es gelang ihm einfach nicht, seine Ideen und Erfindungen zu kommerzialisieren.

Ein dickes Buch. Ein tolles Buch.

Carlsons Buch ist lebendig geschrieben, und man lernt eine Menge dazu, auch über die Zeit, in der Tesla gelebt hat. Unbedingt lesenswert der fast 30 Seiten lange Epilog. Anhand von Tesla Leben und Wirken widmet sich Carlson der Frage, was wir durch Nikola Tesla über den Entstehungsprozess von Erfindungen lernen können und darüber, welche Rolle Innovationen in der Wirtschaft spielen. O-Ton Carlson: „So sinnvoll es ist, sich anzuschauen, was Tesla erfand – Wechselstrommotoren und drahtlose Energie – es ist noch wichtiger, darauf zu schauen, wie er diese Technologien erfand. Beide Facetten seines schöpferischen Stils bieten Erkenntnisse für Erfinder, Ingenieure und Unternehmer, die ähnliche wagemutige Innovationen zu entwickeln wünschen.“

Roter-Reiter-Fazit: Wer wissen will, wer der Mann war, dem das modernste Auto der Gegenwart seinen Namen verdankt, der kommt um diese Biografie über Nikola Tesla nicht herum. Das Buch ist darüber hinaus für jeden eine Quelle der Inspiration, der sich für Innovation und Disruption, für Erfindung und Vermarktung, für Labor und Markt interessiert. Ein dickes Buch, ein tolles Buch.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

W. Bernard Carlson: Tesla. Der Erfinder des elektrischen Zeitalters. Finanzbuch Verlag, 688 Seiten, 26,99 Euro, ISBN: 3959720076

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