In der Höhle des Löwen

Donnerstag, August 6, 2015 Businesstrends

Kontakte mit der japanischen Mafia sollten Sie in Ihrem Südostasien-Urlaub tunlichst vermeiden. Alexander Detig dagegen hatte es genau auf die in Tokio abgesehen: Der deutsche Journalist hat sich auf die Suche nach den legendären „Yakuza“ gemacht, Anführer und Mitläufer gesprochen und seine eindringlichen Erfahrungen im Buch „Die letzten Yakuza“ zusammengefasst.

Auge in Auge mit dem Yakuza-Boss

Detig schreibt in der „Ich“-Form und in Live-Mitschnitten mit viel Liebe zum Detail. Das erzeugt ungemein viel Spannung, wenn er dem japanischen Mafia-Boss „Inoue“ gegenübersitzt oder von zwielichtigen Gestalten durch den unbekannten Untergrund in Tokio kutschiert wird. Auf einen Abenteuerroman hat es der Journalist aber nicht abgesehen. Eher auf ein stilles, nüchternes Portrait einer organisiert-kriminellen Organisation, die sich selbst zwischen alter heroischer Samurai-Tradition und banalen Verbrechen im Betrugs-, Rotlicht- und Drogenmilieu aufreibt.

Die Mafia als Spiegelbild der Gesellschaft

Detig kam ganz nah ran an die Entscheider und ihre Vasallen, an Mörder und Mitläufer. Menschliche Monster hat er dabei nicht ausgemacht, vielmehr Personen, die gezwungenermaßen im japanischen Schattenreich leben und handeln, weil der Weg zurück zur Gesellschaft versperrt ist. Yakuza sind, so das Fazit, ebenso freundlich und unbeherrscht, humorvoll und stoisch, rücksichtsvoll oder gnadenlos wie der Rest der Gesellschaft – in Japan und der ganzen Welt.

Roter Reiter – Fazit: Ein Klasse-Buch! Unaufgeregt und faktenorientiert schildert Detig seine Begegnungen mit der japanischen Unterwelt und zeichnet damit gleichzeitig ein atmosphärisch dichtes Bild von der japanischen Gesellschaft zwischen traditioneller Verpflichtung und westlich-geprägter Erneuerung.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Alexander Detig: „Die letzten Yakuza“, Plassen 2015

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