Ratgeber zum Thema Sucht gibt es zuhauf. Thomas Kuntz sticht mit seinem Buch aus der Masse der Selbsthilfebücher heraus. Der Therapeut und Suchtexperte hat sein Buch „Verstehen, was uns süchtig macht“ geschrieben, um „konkrete und deutlich andere Hilfestellungen zu bieten, als sie im Suchthilfesystem verbreitet werden.“ Das Buch wendet sich in erster Linie an Gefährdete und Betroffene, die hier „mit methodisch-praktischen Pfaden durch Suchtabhängigkeit und süchtige Dynamik begleitet werden, um verstärkte Handlungssicherheit im Umgang mit dem Gegner zu erwerben“. Zugleich liefert sein Buch die Hintergründe, die Partner, Eltern und Kinder kennen müssen, um Suchterkrankte zu verstehen, ihnen zu beizustehen – und sich selbst zu positionieren. Therapeuten können „Verstehen, was uns süchtig macht“ zudem als Lehr- und Praxisbuch einsetzen.

Warum Gesellschaft krank macht und wie sie heilen kann

Kuntz analysiert zunächst die Gründe, die in die Sucht führen – unabhängig davon, ob es dabei um Drogen, Alkohol, Internet oder Nikotin geht. Denn die Muster sind immer die gleichen: „Leiden an der Welt, der Gesellschaft, in welcher sie ihren Platz nicht finden. Gefühle von innerer Leere, Ohnmacht, Hilflosigkeit und Resignation kennzeichnen den Lebensmodus des süchtig kranken Menschen.“ Und diese Leiden sind durchaus gesellschaftlich vermittelt durch die ohnmächtig machende „Macht-, Herrsch- und Kontrollsucht“ der Umwelt im Alltag. Der Autor liefert hier keine Alibis, sondern Erklärungen, um Suchtverhalten zu begreifen und Auswege zu finden. Für den Betroffenen und seine Angehörigen.

Die kürzeste Theorie der Sucht

Kuntz will mit seinem Buch „Hilfe zur Selbstheilung“ vermitteln. Das Bewusstsein für die Erkrankung ist der richtige Schlüssel für den Ausweg aus der Sucht, wobei der Kranke die Gestaltungsmöglichkeiten in seinem Leben (neu) entdeckt. Kuntz hat dafür einen 4-Punkte-Plan entwickelt („Die kürzeste Theorie der Sucht“), der auch als roter Faden für den Ratgeber dient. Sein Fazit: Der Ausstieg gelingt nur über „die Wiederbelebung beziehungsweise Stärkung des Selbstwertgefühls von Urheberschaft und Wirksamkeit“ des eigenen Lebensentwurfes.

Roter Reiter – Fazit: „Verstehen, was uns süchtig macht“ ist ein wichtiges Buch, um Sucht und das Verhalten der Süchtigen in ihrem Kontext zu erklären. Suchtkranke profitieren enorm davon, weil sie hier Scham und Schuld gegen Einsicht und Verantwortung tauschen können. Auch die Angehörigen werden das sehr gut aufbereitete Wissen von Kuntz schätzen.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Helmut Kuntz: „Verstehen, was uns süchtig macht“, Beltz 2015

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