Lesen Sie gern Wörterbücher? Blöde Frage, nicht wahr? Wer liest schon gerne Wörterbücher. Gut, man schaut rein, wenn einem die Bedeutung eines Wortes gerade nicht geläufig ist. Aber lesen? Und dann auch noch gerne? Ich verspreche Ihnen eins: Bei dem Wörterbuch, das ich Ihnen hier vorstelle, ist das anders. Das werden Sie lesen, und das werden Sie gerne lesen, ja Sie werden sich sogar zwingen müssen, eine Lesepause einzulegen, zum Beispiel weil das Essen fertig ist und Ihre Frau oder Ihr Mann es gar nicht schätzt, wenn Sie während des Essens mit irgendeiner Lektüre abgelenkt sind und ihm (dem Essen bzw. dem Mann) bzw. ihr (der Frau) nicht Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Aber ich schweife ab.

Dieses Wörterbuch des Teufels werden Sie lieben

Das Buch, von dem hier die Rede ist, ist also ein Wörterbuch, und Sie werden es lieben, aber das sagte ich ja schon. Jedenfalls werden Sie es dann lieben, wenn Sie sich ein bisschen für Finanzen, Geldanlage und Börse interessieren. Und wenn Sie nicht zum Lachen in den Keller gehen müssen. Dann wären Sie nämlich ganz schön unterwegs. Denn dieses Buch bringt Sie alle Nase lang zum Lachen oder wenigstens zum Schmunzeln. „Des Teufels Wörterbuch der Finanzwelt“ des amerikanischen Finanzjournalisten Jason Zweig ist einfach göttlich, wenn Sie mir diesen Kalauer erlauben.

Das Buch hat kein Inhaltsverzeichnis, was bei Wörterbüchern ja auch völlig unüblich ist. Schön auch, dass man es überall lesen kann, also zum Beispiel an der U-Bahn-Station, in der U-Bahn dann auch, im Bett, auf dem Klo, in der Badewanne, im Stau oder auch im Urlaub (oft dasselbe wie im Stau). Und man muss auch nicht unbedingt beim Buchstaben „A“ anfangen.  Diesen schönen Buchstaben gibt es hier dann auch sogleich drei Mal hintereinander, nämlich als „AAA“. Die Definition lautet übrigens: „Üblicherweise ausgesprochen `Triple A´, doch seit Neuestem `AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARGH!´“ Es folgt dann noch eine seriöse Erklärung, die wir uns an dieser Stelle aber sparen.

Eine Schatztruhe für alle, die zum Lachen nicht in den Keller gehen müssen

Wenn wir schon dabei sind: Greifen wir doch mal hinein in die Schatztruhe!

Akquisition: Eine Transaktion, bei der ein Unternehmen zu viel für den Kauf eines anderen Unternehmens bezahlt.

Bail Out: Was Manager einer Bank tun, gerade bevor sie sie gegen die Wand gefahren haben; auch was mit der Bank danach geschieht und den Steuerzahlern ans Bein gebunden wird. Im Ergebnis werden die Spitzenmanager der Bank je um hundert Millionen Dollar oder Euro reicher, während alle Steuerzahler um Milliarden Dollar oder Euro ärmer werden.

Depotauszug: Dokument einer Bank, eines Broker-Hauses oder einer Investmentgesellschaft, das so angelegt ist, dass es für den Kunden unverständlich ist, wodurch dieser davon abgehalten wird, so ungebührliche Fragen zu stellen wie „Wer hat mein Geld verbrannt?“

GAAP: Allgemein anerkannte Bilanzierungsvorschriften, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Finanzausweise mit einer nur schwachen Verbindung zur Realität zu erstellen.

Geschäftsbericht: Die jährlich stattfindende Schönfärberei der Finanzlage des Unternehmens, mit Hochglanzbildern lächelnder Mitarbeiter und Kunden, aufpolierten Bildern der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens und vielen Seiten finanzieller Informationen, die so unklar und verwirrend wie möglich dargestellt werden. Die detaillierte Version des Geschäftsberichts, der 10-K-Bericht, ist hilfreicher, denn seine Fußnoten erläutern oft, wie ein Unternehmen versucht, seine Finanzierungsschwindeleien zu verbergen.

Leider ist es aus Platzgründen nicht möglich, weitere Kostproben aus diesem teuflisch guten Wörterbuch von Jason Zweig zu bringen. Aber seien Sie versichert: auch die übrigen Buchstaben des Alphabets halten viele witzige Definitionen und Erläuterungen bereit. Bei vielen Einträgen gibt es auch einen mehr oder weniger seriösen Teil, so dass man auch noch etwas dazu lernen kann.

Mein absoluter Favorit steht übrigens auf der Seite 62 des Buches und lautet so:

Day Trader: siehe IDIOT.

Roter-Reiter-Fazit: „Des Teufels Wörterbuch der Finanzwelt“ ist ein himmliches Vergnügen für alle, die sich nur ein bisschen für Wirtschaft und Geldanlage interessieren. Kaufen Sie am besten gleich zwei Exemplare: eins für sich selbst und eins zum Verschenken.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Jason Zweig: Des Teufels Wörterbuch der Finanzwelt. Von A wie AAA bis Z wie Zombie Fonds. Wiley-VCH, 240 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 3527508783

Dieses Buch jetzt bei Managementbuch.de bestellen!