Wer einen Blick auf die ökonomische und ökologische Entwicklung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte wirft, der weiß: Hier stimmt etwas nicht. Es gibt ein Ungleichgewicht, bei dem unsere Umwelt, aber auch der Mensch den Kürzeren zieht. Können wir das wollen? Sicher nicht. Aber es gibt Hoffnung, denn es steht eine neue Generation an Unternehmern in den Startlöchern, die beides vereinen, Ökonomie und Ökologie. Jule und Lukas Bosch stellen in ihrem Buch „ÖKOnomie“ Wirtschaftsaktivisten vor, die bereits jetzt Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen.

Wenn zwei sich streiten, rettet der Dritte die Welt

Autos verursachen weltweit 18 Prozent der umweltschädlichen Emissionen. Wer heute noch mit dem Benziner oder Diesel durch deutsche Innenstädte fährt, der muss schon gute Gründe haben. An keinem Thema scheiden sich die Geister von Klimaschützern und Autofans so extrem und emotional. Dabei muss das nicht sein, wie Laurin Hahn und seine Mitstreiter zeigen. Zusammen drückten sie die Schulbank auf einer Walldorf-Schule, machten Abitur und entwickelten direkt danach ein E-Auto, das mit Sonnenenergie fährt. Das notwendige Geld sammelten sie per Crowdfunding.

Ein wunderbares Beispiel dafür, welche tollen Möglichkeiten es heute gibt, gute Unternehmensideen mit der Hilfe von vielen in die Tat umzusetzen. Während Politik und Automobilwirtschaft noch immer Zahlen wälzen und in der breiten Gesellschaft zwei Fronten – „Ohne meinen Diesel kann ich nicht leben“ und „Ich kann nicht ohne mein Fahrrad“ – aufeinanderprallen, geht Sono Motors, so der Name des Start-ups, voraussichtlich ab 2022 mit dem Solarauto aus Bayern in Serienproduktion. Ein klimafreundliches Auto aus regenerativer Energie – das passt vielleicht für beide Seiten.

Wirtschaft nachhaltig denken

Möchten wir die anhaltende Klimakrise und die Dysfunktionen der bestehenden Wirtschaftsmodelle wirklich angehen, müssen wir aufhören, Wirtschaft und Ökologie gegeneinander auszuspielen, sie als gegensätzlich wahrzunehmen. „In dieser Betrachtung wäre die Wirtschaft nicht das größte Problem, sondern ein maßgeblicher Teil der Lösung, eine sorgsam haushaltende Wirtschaft ohne brennenden Planeten“, sagen die Autoren, die beide Innovationsprozesse in Unternehmen begleiten und Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam studierten. „Was wäre, wenn es Unternehmen gäbe, die in ihrem eigenen Wachstum als Katalysator für Ökowachstum fungieren?“, fragen sie.

In ihrem Buch sprechen sie mit über 20 Unternehmensaktivisten, die genau dieses Ziel angehen. Sie wirtschaften bereits möglichst nachhaltig, erzielen Gewinne und leisten dabei ökologisch wertvolle Arbeit. Darunter sind bekannte Gesichter wie Milena Glimbovski, eine der ersten Gründer von Unverpackt-Läden, oder Louisa Dellert, die als Influencerin und Aktivistin für Nachhaltigkeit eintritt. Impact-Unternehmen wie Patagonia oder die Investitions-Plattform bettervest zeigen wiederum, dass auch in größeren Unternehmensstrukturen Platz für ökologische Werte und Ziele ist. Sie zeigen: Wir können, wenn wir nur wollen.

Roter-Reiter-Fazit

Öko-nomie: Ökologische Ziele mit wirtschaftlichen Interessen vereinen – das ist nicht zu schön, um wahr zu sein, das zeigt dieses Buch eindrücklich. Jule und Lukas Bosch haben ein praktisches Handbuch Führungskräfte und Unternehmer entwickelt, die gern innovative Ideen für nachhaltiges Wirtschaften entdecken möchten. Es ist faktenbasiert und macht dabei trotzdem die Vision einer nachhaltigen (Wirtschafts-)Welt greifbar. Sehr inspirierend!

Jule Bosch, Lukas Bosch: ÖKOnomie: So retten führende Unternehmensaktivist*innen unsere Zukunft: Erfolgsstrategien aus der Praxis
Campus Verlag, 2020
34,95 Euro, 280 Seiten, inkl. E-Book

ISBN 978-3-59351-364-5

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