Wie bitte? Arbeit – und nicht Fußball – soll „die schönste Nebensache der Welt“ sein? Wer behauptet denn so was? Der Psychologe Markus Väth hat seinem soeben erschienenen Buch diesen Titel gegeben. Es ist zu vermuten, dass die meisten Menschen angesichts dieses Titel zunächst einmal verständnislos mit dem Kopf schütteln. Denn für die meisten von uns ist Arbeit erstens keine Neben-, sondern eine Hauptsache, und zweitens finden die wenigsten das, was sie tagein, tagaus tun, um sich und ihre Familie zu ernähren, schön. Genau das will Väth ändern und sein Buch soll ein Beitrag dazu sein.

New Work ist mehr als eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Natürlich ist Väth kein abgehobener Spinner. Er kennt genau die aktuellen Bedingungen, unter denen die meisten Menschen arbeiten. Doch diese sind, so Väth, nicht mehr zeitgemäß und führen dazu, dass viele Menschen krank, deprimiert und freudlos sind. Das darf so nicht bleiben, und das muss auch nicht so bleiben, sagt Väth. Das Stichwort lautet „New Work“. New Work ist das Konzept einer neuen Arbeitswelt, in der nicht mehr die Maschinen und Zahlen, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht. Das Kernanliegen von New Work ist, so Väth, „die Qualität der Arbeit für die Menschen zu verbessern“. New Work geht dabei über die Gestaltung von Arbeitsbedingungen hinaus: „Es fragt in einem sehr grundsätzlichen Sinn den Menschen: Wer bist du? Was willst du arbeiten? Wie willst du leben?“

Vision oder Utopie: Arbeit als „schönste Nebensache der Welt“

In seinem lesenswerten und anregenden Buch entwirft Väth die Vision (oder die Utopie?) einer neuen Arbeitswelt oder besser einer neuen Lebenswelt, in der Arbeit nicht mehr als Fron und notwendiges Übel empfunden wird, sondern als ein Element eines gelingenden Lebens. Die herkömmliche Lohnarbeit, die heute noch einen großen Teil unseres Lebens bestimmt, wird im New-Work-Szenario zurückgeschnitten und ergänzt durch die gleichberechtigten Bausteine nichtbezahlte Arbeit sowie „Nicht-Arbeit“. Zudem haben die Menschen in der New-Work-Diskussion die Möglichkeit, diejenige Arbeit für sich zu finden, die sie wirklich gerne tun. New Work führt, so Väth, zu einer „kompletten Neudefinition von Arbeit und Privatleben“. Die Vision der New-Work-Vertreter wie Väth ist es, „eine menschliche Arbeitswelt zu schaffen: mit weniger berufsbedingten Krankheiten, höherer Kreativität und Produktivität, einer tiefen intellektuellen und emotionalen Befriedigung und mehr Gerechtigkeit und Fairness.“  Letztlich geht es bei New Work um nichts Geringeres als um „das menschliche Glück“. Wenn New Work am Ziel sei, dann, so Väth, ist Arbeit tatsächlich „die schönste Nebensache der Welt“.

New Work ist noch ein zartes Pflänzchen. Und die Verwirklichung dieser Vision, darüber ist sich Väth klar, ist schwierig und stößt auf unendlich viele Widerstände. Dies aber könne kein Grund sein, es nicht anzupacken. „Wir stehen am Anfang dieser Entwicklung und beginnen erst, die wichtigen Debatten zu führen.“ Und er zitiert den französischen Dichter Victor Hugo: „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

Roter-Reiter-Fazit: Markus Väth hat ein kluges und inspirierendes Buch zu einem wichtigen Thema geschrieben. Es geht um nichts Geringeres als um die Zukunft der Arbeit und ihre Bedeutung für unser Leben und unser Glück.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Markus Väth: Arbeit – die schönste Nebensache der Welt. Wie New Work unsere Arbeitswelt revolutioniert. Gabal-Verlag, 256 Seiten, 24,90 Euro ISBN: 3869367202

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