„Das Leben ist der Güter höchstes nicht“, singt der Chor am Ende des Dramas „Die Braut von Messina“ von Friedrich Schiller. Stimmt genau, sagen mehr als 200 Jahre nach der Uraufführung des Trauerspiels Catharina Bruns und Sophie Peters. Schiller hatte recht. Zumindest das Leben als Angestellter bzw. als sogenannter abhängig Beschäftigter ist für Bruns und Peter der Güter höchstes nicht. „Sinn und Selbstverwirklichung“ sowie „Freiheit und Selbstbestimmung“ findet man dort nur selten, sagen sie. Diese Voraussetzungen des Glücks findet man nur in der Selbstständigkeit.

Schon wieder ein Buch über die Vorzüge des freien Unternehmertums, mag jetzt vielleicht mancher denken. Ja, stimmt, schon wieder ein Buch über die Vorzüge des freien Unternehmertums. Aber dieses Buch ist anders, speziell. Vor allem wendet es sich an eine spezielle Zielgruppe. Nämlich an alle Künstler und Kreative, die bisher meist vergeblich darauf warteten, dass sie nun endlich entdeckt werden oder die in irgendeinem angestellten Arbeitsverhältnis versauern und davon träumen, ihre Kreativität zum Beruf zu machen und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Das Leben leben können, das man sich wünscht

Es geht in diesem Buch also nicht darum, ein Unternehmen zu gründen, um damit viel Geld zu verdienen. Im Gegenteil. Die Autorinnen wollen kreativen Talenten Mut zu machen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, um ein besseres und glücklicheres Leben zu führen. Das ist die Mission von Bruns und Fester. „Die Selbstständigkeit“, schreiben sie, „macht nur dann Spaß, wenn sie dabei hilft, das Leben leben zu können, das man sich wünscht.“ Deshalb haben sie auch mit der modernen Start-up-Kultur nichts am Hut. Diese Firmengründer, die ihr geplantes schnelles Wachstum oft nur mit Hilfe von Venture Capital stemmen können, begeben sich ja wieder in neue Abhängigkeiten, nämlich in die ihrer Geldgeber mit ihren hohen Renditeerwartungen. Freiheit und Selbstbestimmung bleiben da ganz schnell auf der Strecke.

Trotz ihrer Skepsis gegenüber der vorherrschenden Arbeitskultur sind Bruns und Peter aber keine abgehobenen oder esoterischen Weltverbesserer. Sie stehen mit beiden Beinen auf der Erde. Da wir nicht im Schlaraffenland leben, in dem uns die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, muss auch der Künstler, der Florist, der Fotograf, der Grafikdesigner Geld verdienen. Was ja auch nichts Anrüchiges ist. Geld stinkt nicht (zumindest nicht notwendigerweise). Im Gegenteil: Wenn andere Menschen bereit sind, für das, was man tut oder was man herstellt, Geld auszugeben, dann ist das schließlich auch eine Form der Anerkennung. Und darüber darf sich der Künstler und der Kreative ruhig freuen.

Man muss nicht gleich alle Brücken hinter sich abreißen

Das Buch von Bruns und Peter ist über weite Strecken wie ein Brief geschrieben (es gibt folgerichtig am Schluss auch eine Grußformel). Ein Brief an die Zauderer und Verzagten, es mit der Selbstständigkeit doch einfach mal zu probieren. Dazu muss man nicht sofort alle Brücken hinter sich niederreißen und vielleicht seinen Job kündigen. Man kann auch zunächst einmal klein und nebenberuflich anfangen und sich allmählich nach vorne tasten. Bruns und Peter sprechen aus eigenen Erfahrungen und machen keinen Bogen um die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die auf einen zukommen und die zu überwinden sind. Dazu zählen natürlich auch die ganzen formalen Dinge wie die geeignete Rechtsform der Unternehmung, Steuern, Versicherungen, Recht und Gesetz. Darauf gehen die Autorinnen im letzten Teil ein. Dieser ist mit rund 20 Seiten aber recht kurz gehalten, und das aus gutem Grund. Bruns und Peter wollen ja schließlich Mut machen und nicht abschrecken. Und das tun sie auf den ersten 190 Seiten des Buches.

Roter-Reiter-Fazit: Ein lesenswertes Buch für alle Menschen, die davon träumen, aus ihrem kreativen Talent einen Beruf zu machen, der sie und ihre Familie ernährt.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Catharina Bruns, Sophie Pester: Frei sein statt frei haben. Mit den eigenen Ideen in die kreative berufliche Selbstständigkeit. Campus, 238 Seiten, 22,00 Euro, ISBN: 3593505150

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