Mitarbeitende, die Kunden oder Kooperationspartnern keine Auskunft geben können, weil sie nicht ausreichende Informationen besitzen oder die Antwort erst mit der Unternehmensspitze absprechen müssen. Teams, deren Innovationen im Sande verlaufen, weil es keinen Ort des Austauschs mit anderen Teilen des Unternehmens gibt. Mitarbeitende, die ihr Potenzial und ihr Können nicht nutzen dürfen, weil die Aufgabenbereiche nicht im Arbeitsvertrag festgehalten wurden. Diese veralteten hierarchischen Strukturen und Denkweisen sollten in zukunftsorientierten Unternehmen der Vergangenheit angehören. Niels Pfläging und Silke Hermann stellen in dem Handbuch „Zellstrukturdesign“ ihre Idee von einer zukunftsfähigen Organisationsentwicklung vor.

Selbstverantwortung für jeden Einzelnen

Hier haben Situationen wie oben beschrieben keinen Platz mehr, formelle Strukturen und das Hörigsein gegenüber „denen da oben“ gibt es nicht. „Der Überhöhung formeller Struktur in einer Organisation wohnt stets ein autokratisch-patriarchalischer, ja ein planwirtschaftlich-marktabgewandter Geist inne“, so Pfläging.

Hierarchischen Strukturen setzen Pfläging und Hermann eine Organisationsstruktur entgegen, die die Autor*innen als Pfirsich darstellen: Im Inneren befindet sich das Zentrum, der Kern, das sind die sogenannten Zellen ohne Markkontakt. Außen, in der Peripherie, befinden sich die Zellen mit Marktkontakt, die durch „die Interaktion mit dem Markt, insbesondere mit direkten Empfängern der Wertschöpfung“, in der Lage sind, am Markt zu lernen, erklären die Autor*innen. Das Zentrum kann hingegen nicht vom Markt lernen, es lernt nur durch die Peripherie.

Alle Zellen sind miteinander verbunden, lernen voneinander und sprechen miteinander. Wie in biologischen Zellsystemen sind sie voneinander abhängig, agieren und wachsen aber unabhängig voneinander. Bleibt man auf dieser metaphorischen Ebene, lässt sich sagen, dass das Zellstrukturdesign die perfekte Grundlage für eine wirklich lebende Organisation sein kann. „Es ist die einladende Auseinandersetzung zwischen vielen, ja eigentlich allen Organisationsmitgliedern, die passgenaue Wertschöpfungsstruktur und wirksames Zellstrukturdesign hervorbringt.“

Die Zukunft der Organisationsentwicklung

Mit diesem schmalen Handbuch fasst Niels Pfläging in Zusammenarbeit mit Silke Hermann kompakt und grafisch gut aufbereitet zusammen, was die Essenz seiner Theorie des Zellstrukturdesigns ist. Sie kommt dabei nicht ohne den von ihm entwickelten Beta-Kodex, der den Alpha-Kodex, die bisher führende Idee des Managements, ablöst, aus. Nicht umsonst heißt es, dass Pfläging der „Vater vom Ende des Managements“ sei, so Winfried Felser. Er verwebt den Beta-Kodex mit dem Zellstrukturdesign zu einer in sich kohärenten Theorie, die etwas ganz Neues mit Aussicht auf Erfolg hat.

Roter-Reiter-Fazit

„Zellstrukturdesign“ ist ein radikaler Bruch mit führenden Management-Theorien, dabei aber sehr strukturiert. Wer den Weg zu einem Unternehmen gehen möchte, das sich von hierarchischen Strukturen und alten Denkweisen komplett löst, findet in diesem Handbuch alle Antworten und hilfreiche Leitlinien.

Nils Pfläging, Silke Hermann: Zellstrukturdesign. Eine neue Sozialtechnologie, die unternehmerischer Wertschöpfung Flügel verleiht
VAHLEN Verlag, München 2020
135 Seiten, 14,90 Euro
ISBN 978-3-8006-6241-8

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