Okay, ich geb´s zu, ich hab noch keinen einzigen Satz zu Papier gebracht. Obwohl ich es mir schon so oft vorgenommen habe und das Schreiben ja eigentlich auch mein Beruf ist. Aber dann wusste ich nicht, was genau ich schreiben sollte und außerdem hatte ich auch gerade wieder etwas anderes zu tun. Und wenn ich dann doch mal Zeit und Gelegenheit gehabt hätte, hab ich gerade nicht daran gedacht. Typischer Fall von Prokrastination, was übrigens keine Krankheit, sondern ein anderes Wort für Aufschieberitis ist.
Ich rede von Sachen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament und einigen Dokumenten mehr. Betrifft jeden, und eigentlich wissen auch die meisten, dass es unheimlich wichtig ist, diese Schriftstücke zu verfassen und zu hinterlegen. Denn seien wir ehrlich: Es kann uns jederzeit treffen. Wir gehen aus dem Haus, und bumm, wir werden über den Haufen gefahren oder ein Ziegelstein fällt uns auf den Kopf. Ach was, wir müssen nicht einmal das Haus verlassen: Treppe runtergefallen, liegen geblieben, Schädelhirntrauma. Und dann? Was sollen die Ärzte tun? Alles mögliche, um das Leben zu erhalten, auch wenn man vielleicht jahrelang im Wachkoma liegt? Wer soll entscheiden, wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen? Und wenn ich dann das Zeitliche gesegnet habe, wer soll mein Erbe antreten und wer soll möglichst wenig bekommen? Das sind alles Fragen, die man beizeiten klären und für den Fall der Fälle schriftlich dokumentieren sollte. Und zwar möglichst bald.
Für alle, denen es so geht wie mir, hält der Linde-Verlag ein paar Ratgeber bereit, die zum einen kompetent und verständlich in die verschiedenen Themen einführen und die zum anderen auch ganz konkrete Mustertexte beinhalten, die einem bei der Formulierung eigener Texte eine große Hilfe sind.
Buchtipp 1: Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht
Da ist zum einen das Buch „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“ der auf dieses Gebiet spezialisierten Fachanwälte Wolfgang Roth, Sven Klinger, Joachim Mohr und Johannes Schulte*. Das mit rund 130 Seiten recht kurz gehaltene Buch gibt in leicht verständlicher und unaufgeregter Sprache einen guten ersten Einblick darauf, worauf man beim Verfassen einer Patientenverfügung, einer Vorsorgevollmacht, einer Betreuungsverfügung und des sogenannten Grundvertrags unbedingt achten sollte und welche Fehler es zu vermeiden gilt. Auch was die Hinterlegung oder Aufbewahrung dieser Dokumente betrifft – die besten Verfügungen und Vollmachten sind nichts wert, wenn man sie im Ernstfall nicht findet -, enthält das Buch wertvolle Hinweise.
Buchtipp 2: Der Vorsorgeplaner
Das zweite Buch, was ich Ihnen empfehlen möchte, ist „Der Vorsorgeplaner“ der Fachanwälte Armin Abele, Klaus Becker, Thomas Maulbetsch und Wolfgang Roth**. In diesem Ratgeber im Überformat (DIN A4) werden Themen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Bestattungsverfügung, Sorgerechtsverfügung, Testament und noch einige Dinge mehr behandelt. Auf den ersten knapp 120 Seiten des im Überformat erschienenen Buches (DIN A4) erläutern die Autoren die verschiedenen Arten der Dokumente und gehen detailliert auf die Besonderheiten und Hintergründe ein.
Daran schließt sich ein ausführlicher, über 60 Seiten umfassender Abschnitt mit Mustertexten an, die sich an den ganz individuellen Lebensverhältnissen der Menschen orientieren (Single, Alleinerziehende, Ehepaar etc.). Auch verschiedene Benachrichtigungen über das Ableben eines Angehörigen wie zum Beispiel an Versicherungsgesellschaften oder Kreditinstitute werden hier exemplarisch abgebildet. Den Abschluss des Buches bilden ein Tabellenteil zum Thema Erbschaft sowie ein Kapitel mit nützlichen Adressen und Links zur weiteren Vertiefung der Thematik.
Buchtipp 3: Erben, vererben und vermachen
Im dritten Buch meiner Empfehlungsliste geht es speziell um das große Thema Erben und Vererben. Das Buch trägt denn auch wenig überraschend den Titel „Erben, vererben und vermachen“ und stammt aus den Computern der beiden Rechtsanwältinnen und Journalistinnen Sigrid Born und Nicole Würth***. Beide sind übrigens gemeinsam Preisträgerinnen des Deutschen Anwaltsvereins 2015 und des Reginopreises für herausragende Justizberichterstattung im Jahr 2014. Mit anderen Worten: Die beiden Autorinnen verstehen nicht nur etwas von der Materie, sondern können auch noch schreiben – keine Selbstverständlichkeit für Juristen.
Das Buch behandelt sämtliche Aspekte, die rund um das Thema Erben und Vererben von Bedeutung sind. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen – nicht nur aus Sicht des Erblassers, sondern auch aus der Sicht des bzw. der Erben. Auch das Thema „Stiftung“ als Alternative zum Vererben – etwa in Form der Familienstiftung – wird auf mehreren Seiten verständlich dargestellt. Hilfreich auch die Checkliste am Ende des Buches, die dem Erblasser sowie dem/den Erben hilft, einen Überblick über die Bankkonten, Versicherungen, (Kredit-) Verträge, Immobilien, Abonnements, Mitgliedschaften etc. des Erblassers zu erhalten. Wichtig unter anderem auch deshalb, weil insbesondere (Lebens-) Versicherungen unverzüglich über das Ableben des Versicherten informiert werden wollen.
Roter-Reiter-Fazit: Diese Bücher gehören in jeden Haushalt. Und sollten dort nicht nur im Regal stehen, sondern tatsächlich auch als Arbeits- und Formulierungsgrundlage dienen. Ich jedenfalls werde das Verfassen dieser wichtigen Dokumente jetzt nicht mehr weiter auf die lange Bank schieben. Dank dieser hilfreichen Ratgeber aus dem Linde-Verlag weiß ich ja jetzt auch, wie´s geht.
Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de