Darf ich vorstellen: Mein Vorgesetzter – der will nur spielen…
Gorillas sind Menschenaffen, und ziemlich große noch dazu. Sie sehen recht missmutig und gefährlich aus, sind aber Familientiere. Sie leben in Gruppen von fünf bis 20, manchmal auch 30 Tieren. Eine Gruppe wird immer von einem alten Männchen angeführt – dem so genannten Silberrücken. Er beschützt und verteidigt seine Familie. Der Alltag der Gorillas ist gemächlich. Meist ziehen sie langsam auf Nahrungssuche durch den Urwald. Sie machen viele Pausen und schaffen pro Tag meist nur einen Kilometer.
„Überlebenstipps für den Dschungel da draußen“
Warum ich das schreibe? Weil der Linde-Verlag gerade ein Buch herausgebracht hat, auf dessen Cover ein Gorilla abgebildet ist, der in einem Anzug steckt. Was will uns dieses Bild sagen? Gute Frage. Der Titel hilft vielleicht weiter. Er lautet: „Wenn mein Chef Chef spielt. Ein Survival-Guide für Angestellte“. Aha. Offensichtlich soll der Gorilla im Anzug ein Symbol für den Chef sein. Warum? Dazu kann sich jeder seinen Teil denken, denn die beiden Autoren Timo Hinrichsen und Boris Palluch verraten es uns nicht. Aber sonst bleibt in ihrem Buch kaum eine Frage über das oft so schwierige Verhältnis zwischen Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten unbeantwortet.
Auch Vorgesetzte müssen geführt werden
Bereits 2012 hatten Hinrichsen und Palluch zusammen ein viel beachtetes Buch geschrieben. In „Als unser Kunde tot umfiel“ gaben sie Vorgesetzen praktische Lebenshilfe im Umgang mit ihren Mitarbeitern. In ihrem neuen Werk wenden sie sich nun an den „normalen Angestellten“, dem sie „Überlebenstipps für den Dschungel da draußen“ geben wollen. Und das tun sie auf sehr unterhaltsame, aber dennoch seriöse Art und Weise. Im lockeren Plauderton nehmen sie sich insgesamt 17 ganz konkrete Situationen aus dem Unternehmensalltag vor, die so oder ähnlich vermutlich jeder von uns schon mal erlebt hat. Nach der Schilderung der Problematik zeigen sie Möglichkeiten auf, wie Mitarbeiter auf konstruktive Weise ihren Chef in die Richtung schubsen, die für sie am besten ist. Denn auch Chefs müssen – und können! – geführt werden. Nämlich von ihren Mitarbeitern. Und das klappt natürlich nur, wenn dies mit Geschick und Raffinesse geschieht.
Themen im Buch sind unter anderem:
- Wie Sie verhindern, zu viel aufgebrummt zu bekommen
- Wie Sie dem Kontrollzwang Ihres Chefs entkommen
- Wie Sie unangenehme Momente mit Vorgesetzten meistern
- Wie Sie mit immer neuen Vorgesetzten umgehen
- Wie Sie schwierige Gesprächssituationen meistern
Natürlich: Die Beziehung zwischen Vorgesetzen und Mitarbeitern ist keine Physik. Die klaren Wenn-dann-Beziehungen der Physik gibt es im Büro nicht, weil es hier überall menschelt. Und so geben Hinrichsen und Palluch auch gar nicht vor, dass es für jedes Problem nur eine einzige Lösung, auf jede Entscheidung oder auch jede Provokation des Chefs nur eine einzige Antwort gibt. Aber sie zeigen Möglichkeiten auf, wie man mit den verschiedenen Herausforderungen umgehen und sie in seinem eigenen Interesse beeinflussen kann.
Roter-Reiter-Fazit: Mitarbeiter sind ihren Chefs und ihren Launen nicht wehrlos ausgeliefert. Hinrichsen und Palluch geben in ihrem Buch „Wenn mein Chef Chef spielt“ hilfreiche und wertvolle Tipps, wie man schwierige Situationen im Verhältnis mit seinem Vorgesetzten meistert.
Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de
Timo Hinrichsen / Boris Palluch: Wenn mein Chef Chef spielt. Ein Survival-Guide für Angestellte. Linde, 187 Seiten 19,90 Euro, ISBN: 3709305942