Kreativität fällt nicht vom Himmel – oder doch?
Gehörst du zum 5-Uhr-Club? Aufstehen, Meditation, Journaling und dann eine Runde joggen – für manche Menschen bilden diese täglichen festen Routinen den perfekten Rahmen, um kreativ zu werden. Andere sind da weniger festgelegt, der Gedankenblitz kommt unter der Dusche oder im Auto, das Notizbuch muss jederzeit bereitliegen. Und wieder andere brauchen die Atmosphäre der Co-Creation, in der sich im regen Austausch mit anderen Ideen formen.
„Wir neigen dazu, Kreativität als etwas Mystisches zu betrachten, das nur den Jahrhundert-Talenten in inspirierenden Umgebungen oder mit den richtigen Werkzeugen zur Verfügung steht“, so Josef Brunner und Christian Sellmann. John Nash, dessen Leben im Hollywood-Film „A beautiful mind“ nachgezeichnet wurde, war ein Ausnahme-Mathematiker – der aber auch schizophren war und glaubte, die Kommunisten seien hinter ihm her. Und Vincent van Gogh schnitt sich das Ohr ab.
Ein Gegenentwurf ist Immanuel Kant, der seine Heimatstadt nie verließ. Er wäre heute im 5-Uhr-Club: Er stand immer um 5 Uhr auf, Vorlesungen von sieben bis elf, dann Mittagessen, Spaziergang, abends Gespräche, um zehn ging er ins Bett. Was eint alle diese Ausnahmetalente? Die Antwort: Wahrscheinlich nichts. Denn es gibt nicht die eine Kreativität, das eine Genie. „Wenn wir näher hinsehen, entdecken wir, dass Kreativität in den verschiedensten Formen und unter den ungewöhnlichsten Umständen auftritt. Und sie folgt bestimmten Mustern“, so die beiden Autoren des Buches „Der Kreativitätscode – 25 Erfolgsregeln für Ihre Kreativität“.
Den eigenen Weg zur Kreativität finden
In ihrem Ratgeber lösen sie den Mythos auf, indem sie fünf Kreativitätstypen vorstellen, deren Voraussetzungen für kreatives Denken und Handeln sehr unterschiedlich sind. Die Typen sind das Ergebnis von Befragungen und Tiefeninterviews mit Menschen aus den verschiedensten Branchen. Passend dazu gibt es Interviews mit Persönlichkeiten wie dem OMR-Gründer Philipp Westermeyer, der Civey-Gründerin Janina Mütze oder auch dem Baden-Württembergischen Finanzminister Danyal Bayaz. Die Frage bei allen Kreativitätstypen ist: Wie passt der Rahmen, das Spielfeld, in dem es kreativ zugehen soll, mit dem eigenen Mindset und den Fähigkeiten zusammen?
Daraus ergeben sich die Voraussetzungen, um gut in kreative Prozesse zu starten – und sie dann auch zu Ergebnissen zu bringen. Und so wie Kant seine äußerst festen Strukturen brauchte, fand der zauberhafte Prozess des Schaffens bei Nash vor allem im Kopf statt. In dem Ratgeber lernen die Leserinnen und Leser 25 Erfolgsregeln kennen, die sie, angepasst an ihren Kreativitätstypen, nutzen können, um selbst in den Flow zu kommen – wo, unter der Dusche oder am Schreibtisch, das bleibt jedem selbst überlassen.
Roter-Reiter-Fazit
Ein spannendes Buch, das praktische und authentische Einblicke in die Kreativitätsprozesse von erfolgreichen Menschen gibt. Nach dem Lesen hat man direkt Lust, den eigenen, perfekten Rahmen für kreative Prozesse zu erkunden.
Josef Brunner, Christian Sellmann: Der Kreativitätscode. 25 Erfolgsregeln für Ihre Kreativität
Vahlen Verlag, 2024
362 Seiten, 29,80 Euro
ISBN 978-3-8006-7475-6