23 Dez. Gesund führen: Selfcare für Führungskräfte
Wenn Kara Pientka mit Führungskräften spricht, trifft sie immer häufiger auf dieses Bild: Führungskräfte sind wie Hamsterrad-Park-Direktoren. In dem Park gibt es viele Hamsterräder, „die alle miteinander verzahnt sind. Als Direktor bin ich dafür verantwortlich, dass alle Hamster in ihren Rädern möglichst effizient laufen.“ Als Führungskraft läuft man zwischen den Rädern, um zu reparieren, zu motivieren und zu besänftigen. Die Chance, dass dieses Konstrukt erfolgreich ist, ist niedrig.
Vom Hamsterrad-Park-Direktoren …
Kara Pientka ist diplomierte Sozialwissenschaftlerin und Gründerin des INHESA Instituts für Health & Selfcare. Mit ihrer Arbeit unterstützt sie insbesondere Führungskräfte dabei, einen gesunden Lebensstil und Leadership (wieder) zusammenzubringen. Damit trifft sie einen Nerv der Zeit, denn Führungskräfte sehen sich immer öfter als „Hamsterrad-Park-Direktoren“, deren Bemühungen und Strategien durch Krisen, plötzliche Herausforderungen und Veränderungen verhindert werden. Die Anforderungen bleiben dabei ungleich hoch oder steigen.
Das Resultat: Personen mit Führungsverantwortung fühlen sich zunehmend ausgelaugt. „Als ich vor über fünfundzwanzig Jahren mit meiner Arbeit begann, kamen solche Gespräche nicht vor“, erinnert sich Kara Pientka. „Führungskräfte formulierten Stress- und Konfliktthemen, allerdings ohne den Aspekt der persönlichen Erschöpfung.“
… zum Gärtner für gesundes Wachstum
In ihrem Ratgeber „Selfcare Next Level“ stellt sie sieben praxiserprobte Strategien vor, mit denen Führungskräfte aus dem Hamsterrad-Geschäft herauskommen und wieder die Führung übernehmen. Dabei geht es vor allem um einen Perspektivwechsel zwischen alter und neuer Führungskultur. In einem Bild lässt es sich so erklären: Während Führungskräfte tatsächlich Dompteure waren, die Prozesse überwachten, eingriffen und regelten, sind Leader heute Gärtner.
Sie sorgen für möglichst gute Wachstumsbedingungen ihrer Pflänzchen, düngen, wo es gebraucht wird, und überlassen den Rest mit Vertrauen den Umständen. Ob Kommunikation, Haltung oder der flexible Perspektivenwechsel: Kara Pientka zeigt, wie Führungskräfte durch das Loslassen, Anerkennen von Gegebenem und Befähigung von anderen Mitarbeitenden wieder durchatmen können und Entscheidungsräume schaffen.
Perfect Match: Produktivität und persönliches Wachstum
Eine der Selfcare Next Level-Strategien ist die projektorientierte Individuation. Sie ist ein Ansatz, um aus dem Gefühl herauszukommen, dass man als Führungskraft all die Herausforderungen der Transformation selbst und allein angehen muss. Allein der Gedanke daran macht Stress und kann zu einer Haltungsstarre führen. „Wir sollten unbedingt aufpassen, nicht in die Superhelden-Falle zu tappen und anzunehmen, wir müssten jetzt alles allein schultern und von uns Unmögliches verlangen – auf unsere eigenen gesundheitlichen Kosten“, appelliert die Expertin. In der projektorientierten Individuation geht es im Kern darum, sich Projekte vorzunehmen, in denen wir „inhaltliches und persönliches Wachstum gleichermaßen in den Blick nehmen“.
Indem wir Führungsthemen angehen, die uns persönlich reizen, kommen wir in die Selbstwirkung und sind motiviert. Das tut uns persönlich gut. Wenn das Projekt zudem der Organisation einen Vorteil schafft, ist es ein Perfect Match: Produktivität und persönliches Wachstum stehen in einem gesunden Verhältnis zueinander.
Roter-Reiter-Fazit
Kara Pientka gibt Führungskräften keine Selbstoptimierungstipps, um im Hamsterrad noch besser funktionieren zu können. Sie gibt ihnen vielmehr nachhaltige Strategien an die Hand, wie sie Führung und ihre Rolle darin neu – und gesünder – denken können.
Kara Pientka: Selfcare Next Level. 7 Strategien für krisenfeste Führungskräfte
Campus, 2024
240 Seiten, 28 Euro
ISBN 9783593519524