Auf ein scharfes Wort folgt ein kluger Gedanke: Reinhard K. Sprenger ist einem breiten Publikum durch seine zahlreichen Publikationen in der Neuen Zürcher Zeitung bekannt. Einige ausgewählte Texte finden sich nun in dem Band „Gehirnwäsche trage ich nicht. Selbstbestimmt leben und arbeiten“.

Sprenger ist Autor, hat alle DAX-Unternehmen beraten, gehört zu den Führungsexperten des Landes, und dann ist er auch noch Philosoph, promoviert. Das verspricht eine spannende Lektüre. Und tatsächlich, der Titel ist Programm. Themen aus dem Privaten lesen sich neben Beiträgen zum Thema Führung. Das Oberthema: Freiheit. Und die sich daraus ergebenden Unterthemen: Staatsgläubigkeit, Selbsteinsperrung, Meinungsepidemien, Deutlichkeitsverbote, Leugnungsmanöver.

Viele Texte entstanden unter dem Eindruck der Corona-Pandemie, die viele kleine und größere Probleme, Krisen und Leerstellen im Lebens- und Berufsalltag, in Wirtschaft und Politik freilegte. Und so lesen sich die Texte mit Titeln wie „Leadershit – und was wir damit anrichten“ oder „Das Büßerhemd als Outfit der Moderne“ wie eine kritische Zusammenfassung dieser Krise – und weisen damit auf genau die Probleme, vor denen wir aktuell stehen. Viele unserer aktuellen Krisen waren sehr vorausschaubar.

Bediene dich deines eigenen Verstandes

Reinhard K. Sprenger hat viel über Führung nachgedacht, was ihn in dem Beitrag „Warum gibt es Führung? Weil es Krisen gibt!“ zu der These hinreißen lässt: „Der Ausnahmezustand hat das Kerngeschäft von Führung freigelegt.“ Dabei geht er ein Stück in der Zeit zurück und weist darauf hin, dass die Menschheit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich im Krisenmodus lebte – er war der Normalzustand. Die vergangenen Jahrzehnte waren – wohlgemerkt in westlichen Ländern – bis auf wenige Krisenherde ein stetiger wirtschaftlicher Aufstieg, an den wir uns gewöhnten – obwohl er eigentlich eher die Ausnahme von der krisenhaften Normalität war. „Das Wahrnehmen der Krise ist damit selbst die Krise – eine Krise der Urteilskraft.“

Anstatt als Führungskraft also in Panik zu verfallen und die Waffen zu strecken, sollte sie gerade in herausfordernden Zeiten das tun, wofür sie ausgebildet wurde: führen. Denn, so Sprenger: In den Zeiten, die wir als „normal“ wahrnehmen, braucht es keine Führung: „In den letzten Jahrzehnten war Führung meistens überflüssig; gutes Managementhandwerk reichte bei schönem Wetter aus.“ Die kurzen Texte sind pointiert und fordern heraus, Stellung zu beziehen. Eine große Denkfreude, bei der man auch zu gegensätzlichen Ansichten kommen kann – aber das ist ja der halbe Spaß.

Roter-Reiter-Fazit

Die pointiertesten Texte des Führungsexperten und Philosophen in einem Buch versammelt. Sie zeigen durch das Brennglas, was in den vergangenen drei Jahren falsch gelaufen ist, und bieten so die Grundlage, Antworten für die Zukunft zu finden.

Reinhard K. Sprenger: Gehirnwäsche trage ich nicht. Selbstbestimmt leben und arbeiten
Campus Verlag, 2023
240 Seiten, 25 Euro

ISBN 9783593516820

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