Da gibt es diesen köstlichen Sketch mit dem wunderbaren Diether Krebs. Das Top-Management eines namenlos bleibenden „innovativen Süßwarenherstellers“ diskutiert über die Entwicklung und Markteinführung des neuen Lutschbonbons „Flutschi“. (Schon die farbenfrohe Garderobe der vier Herren lohnt das Einschalten.) Die Meinungen gehen auseinander, die Emotionen kochen, und über allem thront Diether Krebs mit dem genießerisch-trockenen Kommentar: „Es muss schmecken“. Herrlich!
Genau darüber klagen wir immer: Wir würden uns ja gerne gesund ernähren, aber, um mit Diether Krebs zu sprechen: „Es muss schmecken.“ Und in dieser Hinsicht stellen wir zu unserem großen Bedauern immer wieder fest, dass wir nicht beides zusammen bekommen: entweder das Essen ist gesund, oder es ist lecker (und umgekehrt). Und was tun wir schwachen Menschlein angesichts dieses Dilemmas? Nun, die meisten von uns entscheiden sich dann, wenn auch durchaus mit schlechtem Gewissen, für die leckere Variante.
Gesund essen und lecker essen müssen keine Gegensätze sein
Doch Rettung naht. Bear Grylls, ein ehemaliger Elitesoldat der britischen Armee, zudem Extremsportler, Abenteurer – mit 23 Jahren war er der jüngste Brite auf dem höchsten Berg der Erde, dem Mount Everest – und Autor des Spiegel-Bestsellers „Schlamm, Schweiß und Tränen“, verspricht, das Ei (!) des Columbus entdeckt zu haben: Speisen, die gesund sind, die schmecken und die auch noch satt machen. Also sozusagen die Quadratur des Kreises oder – für die Absolventen des Mathe-Leistungskurses – die „Trisektion des Winkels“. Und weil Grylls seine Erkenntnisse und Empfehlungen nicht jedem von uns in einer Privataudienz persönlich mitteilen kann, hat er diese in ein Buch gepackt, welches unter dem Titel „Bärenstarke Küche“ käuflich zu erwerben ist.
Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen
Das Buch ist nicht einfach nur ein Kochbuch. Das wäre Grylls sicherlich zu wenig. Auf den ersten 128 Seiten gibt es erst einmal eine umfangreiche Unterrichtsstunde über die Grundlagen der Ernährung. Diese schließt einen Exkurs über die optimale Sportlerernährung sowie die „Grundlagen des Einkaufens“ ein. Jeder von uns kennt vermutlich den Spruch „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“. Grylls hat diesen Satz neu interpretiert. Was wir essen und trinken, so sagt er, hat einen ungeheuer großen Einfluss nicht nur auf unseren Körper, also darauf, wie wir aussehen und wie fit und leistungsfähig wir sind, sondern auch auf unsere Psyche, also wie wir uns fühlen und wie wir denken. Und in dieser Hinsicht gibt es drei Nahrungsmittel bzw. Stoffe, auf die wir am besten komplett verzichten sollten, weil sie uns nicht gut tun: Milch, Weizen und Zucker. Dementsprechend kommen die 70 Rezepte dieses Buches komplett ohne diese drei Bestandteile aus. Dennoch muss niemand auf Süßes verzichten, es gibt beispielsweise Rezepte für Schokolade, Kuchen oder Bananen-Kokos-Eis. Auch Fleisch, Burger und Pizza stehen auf dem Speiseplan. Essen soll auch bei Grylls Freude machen.
Zum Abschluss des Buches gibt uns Grylls einen Acht-Wochen-Ernährungsplan an die Hand, dem eine Buchseite mit Fragen zu unserem derzeitigen Gesundheitszustand vorangestellt ist. In einer Art Vorher-Nachher-Betrachtung empfiehlt Grylls, den Fragebogen nach den acht Wochen erneut auszufüllen und sich an den positiven Veränderungen zu erfreuen. Na dann: Auf geht´s. Und immer daran denken: „Es muss schmecken.“ 😉
Roter-Reiter-Fazit: Das erste, was man bei einer Diät verliert, ist die gute Laune, heißt es. Bear Grylls zeigt mit seinem Buch, dass dies kein Naturgesetz ist, sondern dass gesund essen und lecker essen keine Gegensätze sein müssen. Ein tolles Buch für alle gesundheitsbewussten Feinschmecker.
Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de
Bear Grylls: Bärenstarke Küche. Meine besten Rezepte ohne Milch, Weizen und Zucker. BOOKS4SUCCESS, 286, Seiten, 24,99 Euro, ISBN: 9783864703935