Das kleine Einmaleins des professionellen Netzwerkens
„Kontakte und gezieltes Networking sind für Ihre berufliche Entwicklung von zentraler Bedeutung. Nicht in offiziellen Besprechungen werden die wichtigsten geschäftspolitischen Entscheidungen getroffen, sondern eher in informellen Gesprächen während der Pausen oder nach Feierabend.“ Das sagt die Karriereberaterin Doris Brenner in ihrem neuen Buch „Networking im Job“. Kurzum: Netzwerken ist wichtig. Trotzdem wird Netzwerken von vielen als lästig oder unangenehm empfunden. Es ist so ähnlich wie mit dem schlechten Gewissen, dass man wegen der Gesundheit mehr Obst und Gemüse essen sollte. Man weiß, dass es wichtig ist und man es verstärkt tun sollte, läßt es dann aber doch wieder schleifen.
Netzwerken kann Spaß machen
Mit Brenners Ratgeber soll damit Schluss sein. Das Buch ist für all diejenigen geschrieben, die oft denken: Ich müsste mehr Netzwerken und verstärkt Kontakte knüpfen, habe aber irgendwie keine Lust darauf. Brenner verspricht sogar im Untertitel ihres Buches, dass Netzwerken Spaß machen kann. Und sie gibt jede Menge konkrete Tipps, Empfehlungen und Beispiele, wie so etwas funktioniert. Dabei geht es in erster Linie nicht um die sozialen Netzwerke wie Xing, LinkedIn oder auch Facebook, sondern um die klassischen Verbindungen in der realen Welt.
Ein Netzwerk ist keine Einbahnstraße
Nach der Vorstellung der verschiedenen Netzwerke (neben den bereits genannten zum Beispiel Berufsverbände, Frauen- oder Alumninetzwerke) geht es um die Frage, welche Netzwerke für Sie infrage kommen. Das hängt letztendlich von zwei Faktoren ab: Worauf haben Sie Lust, sprich woran haben Sie Spaß? Und welche Netzwerke sind im Hinblick auf Ihre Ziele sinnvoll und förderlich? Zudem geht es um Ihre Erwartungen und Ziele: Was wollen Sie erreichen? Welche Ziele verfolgen Sie? Und wie können Sie diese am besten mit Unterstützung durch die anderen Mitglieder in Ihrem Netzwerk realisieren?
Ganz wichtig: Ein Netzwerk ist keine Einbahnstraße. Zunächst sollte man sich fragen, welchen Mehrwert man selbst in ein Netzwerk einbringen kann, was man den anderen Netzwerkmitgliedern Nützliches, Interessantes bieten kann. Das können zum Beispiel bestimmte Kompetenzen sein oder Erfahrungen oder auch Kontakte. Denn Netzwerken bedeutet ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Dauerhaft funktionieren Netzwerke nur, wenn alle Beteiligten davon profitieren.
Konkrete Beispiele und Experten-Beiträge
Brenner gibt viele ganz konkrete und umsetzbare Tipps, etwa zu den Themen Selbstmarketing, Smalltalk, Kontakte knüpfen und pflegen, aber auch zu ganz handfesten Fragen wie Nutzung des Netzwerkes bei der Suche nach einem neuen Job oder lukrativen Aufträgen. Dazu gibt es zahlreiche Beispiele, Anekdoten sowie eingeschobene Experten-Beiträge aus dem Netzwerk von Doris Brenner. Manches Kapitel im Buch erscheint ein bisschen wie Füllmaterial, zum Beispiel die Erfahrung einer Journalistin mit den Anrufen von PR-Agenturen, Tipps fürs Vorstellungsgespräch oder die Kapitel „Neu im Job – wie werde ich Teil des Teams?“ und „Neu als Chef: die Führungsrolle füllen“. Dennoch sind diese Themen natürlich auch interessant und Dank des eingängigen Schreibstils der Autorin auch leicht und schnell zu lesen.
Networking: das Wichtigste auf einen Blick
- Networking ist der bewusste Aufbau und die kontinuierliche Pflege von Kontakten mit dem Ziel, Teil eines lebendigen Netzwerks zu sein.
- Networking ist ein auf Geben und Nehmen ausgerichteter partnerschaftlicher Prozess, von dem alle Beteiligten profitieren sollten.
- Werden Sie sich zunächst bewusst, warum Sie für andere ein interessanter Netzwerkpartner sind. Denn ein guter Netzwerker fragt zuerst, was er für andere tun kann.
- Ihre Kurzpräsentation (Elevator-Pitch) hilft Ihnen, das zu vermitteln, was Sie als Person ausmacht.
- Networking setzt den Willen voraus, sich aktiv einzubringen. Warten Sie deshalb nicht darauf, dass andere auf Sie zukommen.
- Gute Netzwerker interessieren sich für Menschen. Sie kennen persönliche Vorlieben, Interessen und zum Beispiel die Geburtstage Ihrer Netzwerkpartner.
- Um Netzwerkpartner kennenzulernen, sollten Sie dort hingegen, wo Sie die Menschen mit einschlägigen Interessen, Kontakten und Fähigkeiten treffen (Messen, Tagungen, Schulungen …). Oder werden Sie Mitglied in einem Verband.
- Eine positive Ausstrahlung und Sympathiegesten wie Lächeln und Blickkontakt erleichtern die Kontaktaufnahme. Damit sind Sie für andere ein beliebter Gesprächspartner.
- Wenn Sie gezielt einen bestimmten Kontakt suchen, recherchieren Sie, mit wem Sie sprechen sollten. Ein Aufhänger ist hilfreich bei der Kontaktaufnahme. Dies kann eine Empfehlung, ein gemeinsamer Bekannter oder etwas sein, das Sie verbindet.
- Networking hat viel mit Vertrauen zu tun. Dieses Gefühl entsteht nur durch positive Erfahrungen mit einem Menschen über einen längeren Zeitraum.
- Pflegen Sie Kontakte. Eine Karte zum Geburtstag oder ein kleiner Anruf zwischendurch beispielsweise helfen, die Verbindung am Leben zu erhalten.
- Zeigen Sie sich für eine Gefälligkeit bei Ihren Netzwerkpartnern erkenntlich. Ein Blumenstrauß oder ein persönlicher Kartengruß vermitteln Anerkennung und Wertschätzung. Sie zeigen damit, dass für Sie die Hilfe nicht selbstverständlich ist.
Roter-Reiter-Fazit: „Networking im Job“ von Doris Brenner ist ein guter, nützlicher und leicht lesbarer Ratgeber für alle, die zwar wissen, dass sie auf diesem Gebiet mehr tun müssten, aber nicht so recht wissen, wie sie es anstellen sollen.
Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de
Doris Brenner. Networking im Job. Wie es Spaß macht und funktioniert. Haufe Lexware, 182 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 3648086545