„Wer will denn schon 40 Jahre lang jede Woche 40 Stunden seiner Zeit vermieten, nur um den Lohn überwiesen zu bekommen?“, fragte vor Kurzem Wirtschaftsphilosoph Frédéric Laloux in einem Interview. Während früher galt, dass Arbeit Arbeit ist und Freizeit eben Freizeit, gibt es diese Trennung heute nicht mehr. Wer Probleme im Job hat, der fühlt sich auch nach dem Feierabend nicht besser. Und für eine Organisation zu arbeiten, deren Ziele man als unethisch oder einfach nicht sinnvoll erachtet, kommt für immer mehr Menschen nicht infrage. Was sich hier abzeichnet, ist ein neues Verständnis von Arbeit – sie soll sinnstiftend sein und unseren Werten entsprechen. Und genau so soll auch die Zusammenarbeit im Team sein: wertschätzend.

Define & Discover

Organisationen müssen diesen Anspruch an eine wertschätzende und sinnstiftende Arbeitsethik wahrnehmen und darauf reagieren. Das ist auch notwendig, weil Werte wie Nachhaltigkeit, Diversität und Achtsamkeit immer wichtigere Faktoren im Recruiting werden. Wer als Arbeitgeber nicht überzeugen kann, wird im Kampf um die Talente das Nachsehen haben.

Suresh Srivastva und David Cooperrider von der Fakultät für soziales Unternehmertum an der Weatherhead School of Management haben mit „Appreciative Inquiry“ (AI) ein Tool geschaffen, mit dem Teams eine wertschätzende Atmosphäre schaffen können. Define, Discover, Dream, Design & Destiny: Das Instrument umfasst fünf Phasen, in denen Erfolge, Potenziale und Erkenntnisse in einem iterativen Prozess genutzt werden. Alle Teammitglieder haben dabei den Blick auf das, was bereits funktioniert – und nutzen dieses Wissen, um darauf aufzubauen.

Dream, Design & Destiny

„Mit Ai erforschen wir förderliche Prozesse, Strukturen, Geschichten, Praktiken, Rituale und Beziehungen in der Zusammenarbeit und finden heraus, wie wir sie für eine gemeinsame Zukunftsvision stärken können“, erklären Reinhold Pabst, Mareike Schütt und Isabelle Tyrasa in ihrem Ratgeber „Wertschätzende Teamentwicklung“.

In dem Buch stellen sie Methoden der wertschätzenden Organisationsentwicklung vor, wobei das Instrument „Appreciative Inquiry“ die Basis bildet. Sie durchlaufen in dem interessantillustrierten Ratgeber die fünf Phasen des AI und stellen Tools vor, die zur Erreichung der Ziele der jeweiligen Phase beitragen. Zudem präsentieren sie weitere Konzepte für spezielle Themen und Situationen in der Teamentwicklung.

Begleitet werden die einzelnen Kapitel von Kurz-Interviews mit Unternehmern, Wissenschaftlern und anderen Experten und Praktikern. Die Autorinnen und der Autor können selbst auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Dr. Reinhold Pabst arbeitet im Stab des Direktoriums am Fraunhofer Institut IOF in Jena, Mareike Schütt ist Personal- und Organisationsentwicklerin, und Isabelle Tyrasa ist Referentin für Personalentwicklung beim Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg. Das und die grundsätzliche Flexibilität des AI macht die Perspektiven auf das Thema „Wertschätzende Teamentwicklung“ sehr divers und vielseitig anwendbar.

„Das Aufeinandertreffen der persönlichen Eigenschaften der Teammitglieder im Zusammenspiel mit den in ihrer Umwelt auf sie einwirkenden Faktoren sorgt für einen einzigartigen Verlauf“, erklären Pabst, Schütt und Tyrasa, „Daher gibt es auch kein allgemein gültiges Geheimrezept und keine Landkarte mit fest eingetragener Reiseroute.“

Roter-Reiter-Fazit


Klar strukturiert, interessant gestaltet und einfach in der Umsetzung: Ein Ratgeber zur wertschätzenden Teamentwicklung, der Lust auf den intensiven Austausch unter Mitarbeitenden – und Menschen – macht.

Reinhold Pabst, Mareike Schütt, Isabelle Tyrasa: Wertschätzende Teamentwicklung. Tools für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in einer komplexen Arbeitswelt
Wiley-VCH, 2022
288 Seiten, 29,99 EuroISBN: 978-3-527-51084-9

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