21Es gibt einen gewissen Anfangsverdacht. Wenn einer der berühmtesten und erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Leading“ herausbringt, dann müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man bei der Lektüre nicht ein paar interessante Ansichten und Einsichten serviert bekommt. Interessant jedenfalls für alle, die in irgendeiner Weise mit Führung zu tun haben und sich zudem für Fußball interessieren.

Dieser Trainer heißt Alex Ferguson und die Liste seiner Erfolge ist lang. Als Trainer von Manchester United gewann Ferguson 38 Titel, unter anderem 13 Mal die englische Meisterschaft, zwei Mal die Champions League und ein Mal den Europapokal der Pokalsieger.  Für viele ist „Sir Alex“, wie Ferguson seit seiner Ernennung zum Ritter 1999 genannt wird, eine lebende Legende. Zusammen mit dem ehemaligen Journalisten und Investor Michael Moritz widmet er sich auf fast 400 Seiten der Frage, die jeden beschäftigen muss, der ein Team, eine Mannschaft, eine Abteilung, ein Unternehmen führt: In all diesen Fällen, schreibt Ferguson, „besteht die vielleicht wichtigste Aufgabe einer Führungsperson darin, eine Gruppe von Menschen dazu zu bringen, Höchstleistungen abzurufen.“ Diesen Menschen möchte Ferguson ein paar Anregungen geben. Dabei ist er weit davon entfernt zu behaupten, das allein seligmachende Erfolgsrezept für Führungskräfte gefunden zu haben. Im Vorwort äußert er lediglich die Hoffnung, „dass einige Ideen und Vorschläge für Sie nützlich sind und Sie meine Gedanken an Ihre eigenen Ziele anpassen können“.

Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist unverzichtbar

In erzählerischem Tonfall mit vielen Anekdoten und Beispielen aus seiner 40-jährigen Laufbahn als Fußballtrainer behandelt Ferguson die Schlüsselbegriffe, die für jede Führungskraft von Bedeutung sind. So geht es unter anderem um Zuhören, Disziplin, Antrieb, Organisation, Teamwork, Fokussieren, Versagen, Kontrollieren, Sparsamkeit, Rivalität und Vergütung. Das wichtigste Kapitel trägt die Überschrift „Führen, nicht Managen“. Da gibt es durchaus die eine oder andere Stelle, die von der heute weit verbreiteten und in Führungsseminaren gelehrten Meinung abweicht. Wenn Ferguson zum Beispiel schreibt, dass „die völlige Kontrolle“ aus seiner Sicht „eine zwingend nötige Grundvoraussetzung ist, um effektiv führen zu können“, dann entspricht das nicht unbedingt der herrschenden „Schulweisheit“, die lieber auf Vertrauen setzt.

Allerdings: Auch Ferguson musste im Laufe seiner Karriere lernen, dass er unmöglich alles kontrollieren kann. „Ich musste nicht wissen, mit welchem Waschmittel die Trikots gewaschen werden oder welche Schriftart für die Stadionzeitung verwendet wurde“, schreibt er. Das sollten andere aus seinem Stab tun. Die Lektion, die Ferguson für sich lernen musste, war: Untergehen oder Delegieren. „Kontrollieren und Delegieren sind zwei Seiten derselben Münze“, schreibt er. Dafür brauchte er natürlich die entsprechenden kompetenten Mitstreiter, und die zu finden und zu verpflichten, war dann wieder sein Job.

Der Unterschied zwischen Führung und Managen

Im Laufe der Jahre ist Ferguson klar geworden, dass er die Dinge, die andere besser konnten als er, diesen anderen auch überlassen musste. Er selbst hatte sich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die ihm keiner abnehmen konnte. „Meine Aufgabe war es, in allen anderen den Glauben anzufachen, sie könnten sich Dinge schaffen, die sie sich selbst nicht zutrauten. Meine Aufgabe war es, einen Kurs einzuschlagen, der bis dahin noch nicht verfolgt worden war. Meine Aufgabe war es, allen begreiflich zu machen, dass das Unmögliche möglich war. Das ist der Unterschied zwischen Führung und Managen.“

Roter-Reiter-Fazit: „Leading“ von Alex Ferguson und Michael Moritz ist ein anregendes und unterhaltsames Buch für alle, die sich als Führungskraft weiterentwickeln wollen und sich für Fußball interessieren.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Alex Ferguson, Michael Moritz: Leading. BOOKS4SUCCESS, 384 Seiten, 24,99 Euro, ISBN: 3864703328

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