Im Sport spielt die Körpersprache eine wichtige Rolle. Zum Beispiel im Fußball. „Labbadia läßt Körpersprache trainieren“, schlagzeilte zum Beispiel die BILD-Zeitung vor einigen Jahren. Der damalige Trainer des VFB Stuttgart, Bruno Labbadia, hatte eigens einen Experten verpflichtet, der seinen Spielern beibringen sollte, wie sie allein durch ihr Auftreten den Gegnern Respekt einflößen. „Wenn wir wie gegen Hamburg 1:0 führen, müssen wir mit breiter Brust auftreten. Das wirkt auf Mitspieler und Gegner. Wir müssen einfach wissen, was es für Auswirkungen hat, wenn wir abwinken, wenn wir die Schultern hängen lassen oder wenn wir mit ausgebreiteten Armen Anspielstationen fordern“, sagte Labbadia damals. Und sein Mittelfeldspieler Timo Gebhart ergänzte: „Man bekommt selber gar nicht mit, wie die eigene Körperhaltung bei den anderen aufgenommen wird, ob man dadurch vielleicht eine negative Stimmung auslöst.“ Es gibt sogar wissenschaftliche Studien, die sich mit der Wirkung der Körpersprache im Profifußball beschäftigen – als leuchtendes Beispiel gilt hier Cristiano Ronaldo von Real Madrid -, und der Deutsche Fußball-Bund schickt seine Schiedsrichter regelmäßig in Seminare, in denen sie die Wirkung ihrer Körpersprache auf die Spieler lernen und trainieren.

Unser Körper kann sprechen – und er tut dies immer und überall

Ja, der menschliche Körper kann sprechen. Und er tut dies immer und überall. Nicht nur im Sport. Sondern natürlich auch im Berufs- und Geschäftsleben. Experten haben zum Beispiel herausgefunden, dass bis zu 80 Prozent des ersten Eindrucks in einer Bewerbungssituation auf Körpersprache basiert und nicht auf dem, was man sagt. Vor allem darum, also um unsere Körpersprache im Business, geht es in dem Buch „Eine Geste sagt mehr als 1000 Worte“ von Nadine Kmoth. Die Körpersprache, sagt die gelernte Tänzerin, ist unsere eigentliche Muttersprache. Aber viele von uns haben sie verlernt. Wir haben verlernt, uns in ihr auszudrücken, und wir haben verlernt, sie zu verstehen. Dadurch bekommen wir viele Signale und Botschaften einfach nicht mehr mit und können nicht auf sie reagieren. Was nicht nur schade ist, sondern auch einige handfeste Nachteile in Bezug auf unsere Karriere und insgesamt unsere berufliche und geschäftliche Entwicklung haben kann.

Wie wir unsere Körpersprache gezielt für unsere Interessen einsetzen

Aber noch sind Hopfen und Malz nicht verloren. Man kann die Körpersprache genauso (wieder) lernen wie jede andere Sprache. Natürlich: Wenn man sich gehen läßt, wenn man unaufmerksam ist, wenn man seine Körpersprache nicht unter Kontrolle hat, ja, dann verrät der Körper, wie es in mir gerade aussieht. Dann stimmt der Satz des Dichters Christian Morgenstern: „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“ Dann sind wir authentisch. Aber das wollen wir vielleicht gar nicht. Und in diesem Moment, in dem es geschäftlich um Vieles geht, weil wir uns vor dem möglichen Kunden, dem Lieferanten, dem Bankangestellten, dem Investor oder dem Chef von unserer besten Seite zeigen wollen, schon mal gleich gar nicht. Dass uns vor Aufregung die Knie schlottern, das soll unser Gegenüber ja gerade nicht sehen, dass wir uns am liebsten ganz klein machen würden, das soll ja gerade nicht unsere Botschaft sein. Also müssen wir unsere Körpersprachen kontrollieren, der jeweiligen Situation anpassen, damit wir unsere Ziele erreichen. Nicht authentisch? Okay, dann eben nicht authentisch. Für Authentizität können wir uns auch nichts kaufen.

Vier Körpersprachetypen – und wie wir mit ihnen fertig werden

Was an dem Buch von Nadine Kmoth besonders gut gefällt, ist dass sie hart an der Praxis schreibt. Sie will uns helfen, unsere Körpersprache wirklich zielgerichtet zu unserem Nutzen einzusetzen. Im ersten, theoretischen Teil, erfahren wir dazu einige Hintergründe, die wichtig sind, um unsere Wirkung auf andere zu verstehen und die Sprache der anderen zu deuten. Im zweiten Teil macht sie uns ganz konkret mit vier Menschen bekannt, welche die vier Körpersprachetypen repräsentieren. In diesem Teil schildert sie sehr anschaulich, welches Verhalten die verschiedenen Charaktere ausmacht, wie wir sie erkennen und – besonders wichtig! – wie wir am besten mit ihnen umgehen. Man kann auch sagen: Wie wir mit ihnen fertig werden, um unsere Interessen durchzusetzen und unsere Ziele zu erreichen.

Lesenswert auch am Schluss das Kapitel „Noch Fragen?“. Hier geht Kmoth auf Fragen ein, die sich viele von uns sicher schon mal gestellt haben. Zum Beispiel: „Was bedeutet es, wenn Kollegen sich auf meinen Schreibtisch setzen?“ Oder: „Was bedeutet es, wenn Menschen beim Reden die Merkel-Raute machen?“ Oder: „Woran erkenne ich, ob mein Gegenüber mich echt anlächelt?“ Oder: „Was bedeutet es, wenn Frauen an ihren Haaren herrumtüddeln?“

Roter-Reiter-Fazit: Ein hilfreiches und wertvolles Buch für alle, die ihre Körpersprache gezielt und kontrolliert einsetzen und gleichzeitig die ihrer Mitmenschen verstehen wollen.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Nadine Kmoth: Eine Geste sagt mehr als 1000 Worte. Körpersprache entschlüsseln und andere nonverbal beeinflussen. Redline. 191 Seiten, 16,99 Euro, ISBN: 3868816178

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