Wer wäre nicht gern so genial wie Leonardo da Vinci? Der italienische Universalgelehrte, Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph (1452 – 1519) gilt als einer der klügsten und kreativsten Menschen der Geschichte. Klar, auch Leonardo war nicht jeden Tag auf dem intellektuellen und kreativen Gipfel. Er hatte auch schlechte Tage.  „Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform“, sagte schon ein anderer Kreativer, der englische Schriftsteller William Somerset Maugham. Und wenn Leonardo eines ganz sicher nicht war, dann Mittelmaß.

Jeder ist er kreativ, viele machen nur keinen Gebrauch davon

Kreativ, glauben viele, das sind doch nur die Künstler, die Wissenschaftler, die Werbefuzzis und Erfinder. Und vielleicht noch der eine oder andere Finanzchef  eines DAX-Unternehmens („kreative Buchführung“). Falsch, sagt Bernhard Wolff. Kreativ, behauptet er, das sind wir alle, jeder einzelne von uns. Oder besser: Wir waren es, damals, als Kind. Bei vielen von uns ist dann die Kreativität ein bisschen eingeschlafen, verschüttet. Doch es gibt Möglichkeiten, diese sozusagen angeborene Kreativität wieder aufzuwecken.

Und genau damit beschäftigt sich Wolffs neues Buch. Es ist zum einen eine Aufforderung, die eigenen verschütteten kreativen Potenziale wieder ans Tageslicht zu holen. Das fängt schon mit dem Titel des Buches an. Denn das Buch hat keinen Titel. Wolff möchte, dass wir selbst diesem Buch einen Titel geben, und er zeigt uns auf den ersten Seiten, wie wir das schaffen. Und das Buch ist zum zweiten ein Hilfesteller oder ein Trainer. Im Hauptteil des Buches gibt uns Wolff 157,5 „Ideenbeschleuniger“. Auf jeder Seite ein Tipp. Wobei „Tipp“ nur halb richtig ist. Es handelt sich bei Wolffs „Ideenbeschleuniger“ nämlich nicht um Tipps im Sinne von „Tue dies und dann kommt jenes am Ende dabei heraus“. Sondern Wolff gibt Anregungen, macht Vorschläge, teilt eigene Erfahrungen und vermittelt (wissenschaftliche) Erkenntnisse.

Kreativ werden mit dem „beknackten Klopapier-Test“

Oft sind dies gar keine großartigen Sachen, sondern Kleinigkeiten. Kennen Sie zum Beispiel den „beknackten Klopapier-Test“? Der geht so: Schreiben Sie in 120 Minuten auf, was man mit einer Rolle Toilettenpapier noch anfangen kann außer… na, Sie wissen schon. Oder wie wäre es mit einer Runde „fantasievollem Fernseh-Faulenzen“: Lieblingsserie ohne Ton einschalten und Dialoge improvisieren. Oder: Schauen Sie sich die vier wichtigsten Verhaltensweisen der großen Innovatoren ab; diese sind:

  1. Viel fragen und hinterfragen
  2. Genaue Beobachtung der Umwelt und der Dinge, die passieren
  3. Offene Kommunikation und Vernetzung mit interessanten Menschen
  4. Spielen und experimentieren

Roter-Reiter-Fazit: Bernhard Wollfs Buch ohne Titel ist ein anregendes und oft witziges Buch für alle, die ihre kreativen Potenziale wieder zum Leben erwecken wollen. Man soll es nach Wolffs Empfehlung ausdrücklich nicht am Stück lesen, sondern lieber immer wieder mal reinschauen und sich inspirieren lassen. Und es müssen auch nicht alle Tipps bei jedem funktionieren. Ist aber auch gar nicht schlimm. Einfach ausprobieren, und wenn etwas klappt, freuen Sie sich und versuchen Sie es erneut. Wenn etwas nicht funktioniert oder Sie sich nicht gut dabei fühlen, lassen Sie es bleiben und probieren Sie etwas anderes aus. Die Auswahl ist reichlich, da ist mit Sicherheit für jeden was dabei.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Bernhard Wolff: Titel bitte selbst ausdenken. 157,5 erfolgreiche Ideenbeschleuniger. Gabal, 199 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 3869366974

Dieses Buch jetzt bei Managementbuch.de bestellen.