Über einen Schicksalsschlag kommt Autorin Michaela Haas zum Thema Resilienz, das als roter Faden die Geschichten in ihrem Buch „Stark wie ein Phönix“ umspannt. Als junge Frau bereist die damalige Journalistin der Süddeutschen Zeitung Ostasien. Dort wird sie Opfer einer rätselhaften Immunkrankheit, die sie physisch und psychisch vorübergehend aus der Bahn wirft. Haas hat diese Krise später als Startpunkt für ein neues Leben definiert: Stärke, Sinn und Mut aus scheinbar ausweglosen Situationen zu ziehen, davon handelt ihr Buch.

Wir sind stärker als wir denken

Um zu verstehen, wie Menschen persönliche Niederlagen und die Querschläge des Lebens nicht nur wegstecken, sondern gestärkt daraus hervorgehen (daher auch der Phönix-Titel), hat die Autorin mit Traumapsychologen gesprochen und „besonders resiliente“ Betroffene interviewt oder portraitiert, die „dem Leben die Stirn bieten“. Darunter sind Promintente, wie der einarmige Schlagzeuger der Band Def-Leppard: Die meisten anderen haben es aber nicht in die Schlagzeilen Presse geschafft. Die Geschichten von der autistischen Tierforscherin, vom Mädchen ohne körperliche Schmerzen oder vom gelähmten Surfer sind berührend und eindrucksvoll. Und sie haben eine Gemeinsamkeit. Die Opfer hadern nicht mit ihrem Schicksal, sie nehmen es als Herausforderung an und ziehen Kraft aus der Krise. „Ich dachte anfangs, sie hätten trotz der Widrigkeiten Erfolg, aber dann verstand ich, dass sie den Gegenwind als Auftrieb nutzten“, schreibt die Autorin dazu.

Der gemeinsame Nenner des posttraumatischen Wachstums

So unterschiedlich die Lebens- und Leidenswege der im Buch skizzierten Personen sind: Es gibt sie sehr wohl, die gemeinsamen Nenner ihrer persönlichen Widerstandsfähigkeit: Sie alle haben mindestens „einen Aspekt des posttraumatischen Wachstums erlebt, etwa eine neue Lust am Leben, eine emotionale Reifung oder tiefere Beziehungen mit anderen Menschen – und zwar nicht trotz der posttraumatischen Belastung, sondern durch sie und oft gleichzeitig mit ihr.“ Dieses scheinbare Paradoxon aufzulösen und damit wichtige Impulse für Menschen in scheinbar ausweglosen Situationen zu bieten, ist Anliegen des Buches.

Roter-Reiter – Fazit: Gefühlvoll, klug und großartig recherchiert: Menschen mit schlimmen Schicksalsschlägen finden derzeit kaum einen besseren Mutmacher als „Stark wie ein Phönix“.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Michaela Haas: „Stark wie ein Phönix“, Barth, 2015

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