Von Fleißbienen und (gescheiterten) Heldinnen
Brigitte Witzer kennt beide Perspektiven: die von der braven Mitarbeiterin, die jahrelang einen Top-Job macht und insgeheim auf die Beförderung hofft. Und die von der Durchstarterin, die auf dem Karriereweg auch ganz selbstbewusst dem einen oder anderen männlichen Kollegen ihre Ellenbogen in die Rippen stößt. Von Fleißbienen und Heldinnen spricht sie treffend in ihrem Buch „Die Fleißlüge“.
Wo die Bienen im Kreis fliegen und die Heldin im Hamsterrad dreht
Witzer hat sich selbst von der Biene zur Heldin verwandelt. Bis zur Konzern-Geschäftsführerin bei Bertelsmann hat sie es gebracht. Glücklich wurde sie dabei nicht. Sie schmiss hin und nahm eine Professorenstelle an. Davon handelt ihr Frauen-Karriere-Buch. Von der Führungskultur in den Chefetagen großer Unternehmen, von erworbenen und zugeschrieben Frauenrollen im Business und von der gelebten Emanzipation gegenüber traditionellen Klischees in Beruf und Partnerschaft.
Der postheroische Managertypus
Ihre feine Analyse verzichtet auf Schwarzweiß-Denken, outet auch die „Heldin“ im Hamsterrad, die auf ungeliebte Maßnahmen („Rationalisierungen“) setzen muss und auf die Gefolgschaft der Bienen angewiesen ist. Ihr Managerbild der Zukunft heißt „Postheroisch“: „Verantwortung übernehmen statt Täter-Opfer-Dynamik, ausschließlich interessiert an Aufgaben, die energetisieren.“
Roter-Reiter -Fazit: Weitsichtig, kritisch & ungeschminkt: Brigitte Witzers Buch ist eine sehr persönliche Analyse der alten und neuen Führungswege für Frauen in mittleren und großen Unternehmen.
Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de
Brigitte Witzer: „Die Fleißlüge“, Ariston 2015
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