Spielen – ganz gleich ob mit Würfeln, Karten, mit einem Lederball, an einem PC oder in der Lottoecke vom Kiosk – „ist wichtig, tut gut und schenkt Lebensfreude“ schreibt Norbert Bolz in seinem Buch „Wer nicht spielt, ist krank“. Gemeint sind damit Erwachsene, die im Rahmen eines effizienten Zeitmanagements im Alltag keinen Platz mehr für rein spielerische Tätigkeiten finden. Diesem „Homo Oeconomicus“ ist das Buch gewidmet, damit er den „Homo ludens“, den spielenden Menschen, in sich wiederentdeckt.

Spielen beugt psychischen Erkrankungen vor

Anhand von soziologischen, psychologischen und philosophischen Erkenntnissen macht Bolz deutlich, dass Spielen keineswegs ein Privileg der Kindheit bleiben darf. Dem rationalen Menschen des 21. Jahrhunderts mangele es vor allem an „Erregung“ und „Freude“ was zu psychischen Schädigungen führen könne wie Burnout und Depression. Spiele bieten hervorragende Präventionsmöglichkeiten, weil sie „Abenteuer, Sicherheit und Anerkennung“ vermitteln. Oder auch Spannung und Wagnis, ohne dabei echte Risiken einzugehen. Mitfiebern mit dem eigenen Fußballverein, das kann massive Emotionen freisetzen und Freude pur hervorrufen, wenn das Team in der Bundesliga die übermächtigen Bayern weghaut. Geht das Match dagegen verloren, bleibt vielleicht etwas Enttäuschung zurück, aber sicher keine Delle im Lebenslauf.

Mehr Platz schaffen für „befreienden Unsinn“

Das ist der Kern des engagierten und sauber recherchierten Plädoyers für mehr lustvollen Zeitvertreib jenseits von Arbeit und Wertschöpfung: sich den Spaß und die Emotionen spielerisch zurückzuholen, die zwischen Aktenstapeln und Bügelwäschebergen verloren gegangen sind. Dazu ist dem Autor jedes Mittel recht. Selbst Social Games bei Facebook. Die sind nicht schlechter oder bemitleidenswerter als Großmeisterpartien im Schach. Wichtig ist nur, dass der Spieler Freude daran hat und sich den Schuh der „Zeitverschwendung“ gar nicht erst anzieht.

Roter Reiter – Fazit: „Nicht die Kunst, sondern das Spiel ist die große Stimulans des Lebens“ korrigiert Bolz in seinem Buch „Wer nicht spielt, ist krank“ den großen Philosophen Friedrich Nietzsche. Es ist schwer, seinem engagierten Aufruf zum „befreienden Unsinn“ nicht zu folgen. Heute Abend bleibt die Glotze aus und Monopoly kommt auf den Tisch.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

 

Norbert Bolz: „Wer nicht spielt, ist krank“, Redline 2014

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