Nur noch dieses eine Kapitel… haha, lustig, ich schmeiß mich weg, okay, das nächste auch noch, sind ja nur zwei Seiten (jedes Kapitel in diesem Buch ist nicht länger als zwei Seiten)… was, so spät schon, höchste Zeit, das Licht auszuknipsen, morgen wartet ja auch wieder ein anstrengender Tag im Büro, aber komm, noch ein letztes Kapitel… haha, das war auch wieder spitze, sehr gut getroffen, so, jetzt aber wirklich das allerletzte Kapitel…

So geht es einem, der den Fehler macht, das Buch „Der moderne Mann“ von Thomas Tuma abends mit ins Bett zu nehmen. Man kann einfach nicht einschlafen, weil man noch mal eben das nächste Kapitel lesen muss. Es ist wie bei einer leckeren Schokolade: nur noch ein Stückchen, und nach kurzer Zeit ertappt man sich dabei, die ganze Tafel verputzt zu haben. Weil sie so lecker war. Ja, so kann man es formulieren: Tumas Buch ist eine köstliche Schokolade für Manager und Managerinnen, Geschmacksrichtung: geistreiche Unterhaltung mit ganzen Kichererbsen.

Ein Film mit vielen Dejavu-Erlebnissen

Wir lieben ja unser Spiegelbild, und auf Fotos interessieren wir uns am meisten für uns selbst (es sei denn, wir sind frisch verliebt). Das ist sicher ein Grund, warum die Kolumnen von Tuma, die wöchentlich im Handelsblatt erscheinen, bei den Lesern so beliebt sind: Man erkennt sich wieder. Die Lektüre dieses schönen Buches ist wie das Anschauen eines Films, in dem man zwar nicht selber mitspielt, dessen Szenen man allerdings mit einem gewissen Dejavu-Erlebnis verfolgt, weil man sie so oder ähnlich selber erlebt hat. Man könnte also selber diese Hauptfigur in Tumas Film sein, dieser Herr K., ein Manager „kurz unterm Vorstand“ in irgendeinem x-beliebigen deutschen Unternehmen.  Wir fühlen mit ihm, wir leiden mit ihm und ein kleines Stück schämen wir uns auch für ihn. Denn Herr K. ist so der Typ Business-Caspar, der wir zwar nie sein wollten, den wir aber auch nicht ganz verleugnen können – zumindest dann nicht, wenn wir uns mit ein wenig Abstand selber mal im Spiegel betrachten.

Stehen zehn Manager in Hoodies und Baseballkappe vor der Bäckerei…

Tuma malt in seinem Buch 50 Szenen aus dem geschäftlichen und privaten Leben des Herrn K., die einen Mann zeigen, der aus einer Komödie des großen deutschen Humoristen Loriot entsprungen sein könnte. Herr K. könnte problemlos als  jüngerer Bruder von Heinrich Lohse aus Loriots Lustspiel „Pappa ante portas“ durchgehen. Der Humor-Faktor ist ähnlich. Da gibt es in Tumas Buch zum Beispiel auf Seite 45f. diese köstliche Beschreibung der sonntäglichen Schlange vor der Bäckerei, die zu 90 Prozent aus wichtigen Business-Männern besteht, die total locker mit Hoodies, kunstvoll eingerissenen Jeans und Baseballkappen einen auf cooler Rebell machen. Und da man sich kennt, begrüßen sie sich „Faust an Faust wie echte Gangsta-Rapper“. Schön auch, wie Herr K., der so gerne ganz vorne stehen und Frau Doktor Schwielow aus dem Vorstand zeigen will, was für ein toller Hecht er ist, immer wieder über seine eigene Tollpatschigkeit und Lächerlichkeit stolpert, gerade wenn es um die technische Revolution geht. Motto: Der Geist ist willig, aber man kann eben nicht aus seiner Haut.

Roter-Reiter-Fazit: Tumas Buch ist eine köstliche Schokolade für Manager und Managerinnen, Geschmacksrichtung: geistreiche Unterhaltung mit ganzen Kichererbsen. Man kann einfach nicht aufhören zu essen, pardon, zu lesen. Ein Buch mit hohem Suchtfaktor. Auch als Geschenk ein Tipp!

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Thomas Tuma: Der moderne Mann. 50 gesammelt Kolumnen. Gabal-Verlag, 120 Seiten, 14,90 Euro, ISBN: 3869367288

Dieses Buch jetzt bei Managementbuch.de bestellen!