Die Angst besiegen

Freitag, November 6, 2015 Psychologie

Angst ist grundsätzliche eine sinnvolle Schutzmaßnahme der menschlichen Evolution, weil sie hilft, die Sinne auf möglichen Gefahren zu fokussieren. Wenn jedoch die Angst das Leben dominiert, das Gehirn 24 Stunden am Tag mit Alarmsignalen befeuert wird und schon unterschwellige Reizen aus der Umwelt zu erheblichen körperlichen Erregungszuständen führen, dann ist professionelle Hilfe angebracht. Psychotherapeutin Margaret Wehrenberg gewährt mit ihrem Buch „Die 10 besten Strategien gegen Angst und Panik“ genau die Unterstützung, die sich Betroffene wünschen. Vor allem solche, die nicht an einer stationären Therapie teilnehmen wollen oder können, profitieren von dem Ratgeber.

Machen Sie sich richtig Sorgen – aber nur einmal

Das Buch ist in weiten Teilen als praktischer Erste-Hilfe-Kurs angelegt. Wehrenberg erläutert die unterschiedlichen Angsttypen und deren Symptome und widmet sich dann der Frage, wie ein „ängstliches Gehirn zu einem ruhigen kontrollierten Gehirn gemacht werden kann.“ Auch der Nutzen und Schaden von Medikamenten kommt detailliert zur Sprache. Die Autorin weiß wovon sie spricht, wenn sie den Betroffenen rät: „Machen Sie sich richtig Sorgen – aber nur einmal“. Sie war selbst Gefangene ihrer Angst („die meiste Zeit meines Lebens unter Panikattacken gelitten“) und konnte später als Therapeutin zahlreichen Menschen mit Phobien helfen.

Die Angst kontrollieren

Im zweiten Teil bietet sie konkrete Strategien zum Abbau körperlicher Symptome an. Kurzatmigkeit, Schwindel, Pulsrasen und Schweißbildung lassen sich via Ernährung, Atemübungen, Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen deutlich reduzieren. Wehrenberg hat eine Fülle praxiserprobter Übungen zusammengestellt. Einige davon wie kaltes Wasser über Hände gießen, versprechen sofortige Linderung bei Panikattacken.

Symptombekämpfung oder Vermeidungsverhalten sind aber selbstverständlich nur oberflächliche Lösungen, die die Wurzel des Problems nicht erreichen. Die Veränderung des Angstverhaltens zum Beispiel durch umgesteuert Selbstgespräche wird detailliert von Wehrenberg beschrieben. Gut: Den Abschluss bilden knackige Tipp-Sammlungen für die häufigsten Stress- und Angstfallen im Alltag wie Prüfungen, „allein auf der Party“ oder „im Flugzeug“. Immer wichtig dabei: „Hüten Sie sich vor negativen Selbstgesprächen!“

Roter-Reiter – Fazit: Ein psychologischer Erste-Hilfe-Kasten und ein Grundlagenbuch für Menschen mit Angststörungen. Ein gutes Praxisbuch.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Margaret Wehrenberg: „Die 10 besten Strategien gegen Angst und Panik“, Beltz 2015

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