Bevro_ich_gehe_bdwDas traurig-schöne Buch vom großen Glück

Der Titel „Bevor ich gehe“ lässt keinen Zweifel daran, dass der Tod eine Hauptrolle spielt im lesenswerten Buch von Susan Spencer-Wendel. Die amerikanische Journalistin erfährt mit 44 Jahren, dass sie an ALS (amyotrophe Lateralskelorse) leidet, eine unheilbare Nervenerkrankung, die erst zu Lähmungen und dann zum Tod führt. Grund genug für einen sentimentalen Abschiedsbrief oder einen nüchternen Report über Klinikaufenthalte und Therapieformen. Beides ist „Bevor ich gehe“ nicht geworden. Sondern eine optimistische, häufig humorvolle Hommage an das Leben. Es geht um das große Glück, das sich jeden Tag finden lässt, wenn man es wirklich sehen will.

Spencer-Wendel kämpft an mehreren Fronten. Das ist nicht nur ihr eigenes Leiden und der kontinuierliche körperliche Verfall („John hielt mir die Gabel in den Mund, um mich zu füttern. Wann war das denn bei uns zur Routine geworden?“), sondern auch der jüngste Sohn, der die Diagnose „Asperger-Syndrom bekommt („der schlimmste Tag in meinem Leben“), eine seltene Form von Autismus.

Lektion in Lebensfreude

Fast tagebuchartig protokolliert Susan ihre Gedanken und ihren Alltag, der weniger von der Angst vorm Sterben geprägt ist als von der Lust auf Leben. Sie schafft einen Hund an und arbeitet die eigene Vergangenheit auf. Mit einer guten Freundin reist sie19958357_19958357_xl („Ich war überglücklich“) nach Kanada, mit ihrem Mann nach Budapest – dort haben sie die ersten Jahre ihrer Ehe verbracht – und mit ihrer 14-jährigen Tochter besucht sie in New York einen Brautkleidausstatter. Denn Susan weiß: Wenn ihre Tochter einmal heiratet, wird sie nicht mehr da sein. So erlebt sie noch einmal zahlreiche, unvergessliche Momente. Und erteilt uns dabei eine wunderbare Nachhilfelektion in Sachen Lebensführung: Wie Du die wichtigen Dinge wieder in den Blickpunkt rückst, improvisierst, wenn es mal anders kommt als gedacht („..paddelten Wesley und ich vollständig angezogen mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht im Pool herum“) und Deinen Optimismus erhälst – das kannst Du bei Susan Spencer-Wendel lernen.

Roter Reiter Fazit: „Bevor ich gehe“ ist „ein Buch, das nicht von Krankheit und Verzweiflung handelt, sondern von meinem letzten wunderbaren Jahr. Ein Geschenk an meine Kinder. Voller Freude. Und ohne Furcht.“

Oliver Ibelshäuser www.roter-reiter.de

Susan Spencer-Wendel: „Bevor ich gehe“; Heyne 2013

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