Beruflich neu starten jenseits der 40

Ab Mitte 40 nur noch die Stunden runterschrubben bis zur Rente? Da können Sie sich doch sicherlich Besseres vorstellen, oder? Gerne helfen Ihnen aber auch Katharina Daniels, Manfred Engeser und Jens Hollmann auf die Sprünge. In ihrem gemeinschaftlichen Buch „Sieg der Silberrücken“ ermutigen Sie die Autoren, sich nicht mehr mit dem öden Job abzufinden, den Sie noch nie mochten. Selbst wenn Sie jenseits der 40 sind. Denn nie waren die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen besser, um aus der Mitte des Lebens die „Karriere 2.0“ zu starten.

Mit SISCA den Startknopf drücken

Ihren Neuanfang gestalten Sie nach dem SISCA-Prinzip, das Ihnen hilft, das Ziel zu bestimmen und sich auf dem Weg zum „neuen Ich“ nicht zu verlaufen. SISCA steht für Scan, Insight, Select, Create und Act. Kurzum: Die fünf wichtigsten Phasen der Neuorientierung von der Bilanz des Status quo bis zum entschlossenen ersten Schritt in die Zukunft.

Anhand von kurzen Kapiteln und zwei Fallstudien zu jeder Entwicklungsphase zeigen die Autoren, wie der Neubeginn funktionieren kann. Fast alle großen Veränderungen beginnen mit dem Gefühl, dass im Job „etwas nicht mehr stimmt“ gepaart mit einer flüchtigen Träumerei von Auszeit, Selbstständigkeit oder fachlichen Seitensprüngen. Die Bereitschaft, die Ängste zu überwinden und aus der Komfortzone der Gewohnheiten auszubrechen, ist erreicht, „wenn das weitaus größte Risiko darin besteht, nichts zu tun“. Jede, der in dem Buch porträtierten Personen, hat exakt diesen Punkt getroffen und für sich genutzt. Die Managerin, die zur Kunsthändlerin wurde. Der erfolgreiche Drehbuchautor, der noch vor wenigen Jahren vor der Frage stand, „ob er den Flieger oder den Hubschrauber“ bei der Arbeit bevorzugt und nun – aus freien Stücken heraus und mit dem Verzicht auf Luxus und Publicity – einen „Saftladen“ in Köln betreibt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Neuausrichtung statt Karriereknick

Nicht immer gelingt der berufliche Kurswechsel ohne Nebengeräusche. Bricht das Gebilde der eigenen Karrierepläne zusammen, kommt auch das Privatleben auf den Prüfstand. Wie im Fall von Jan Bredack. Äußerlich das Paradebeispiel für einen erfolgreichen Manager im großen Unternehmen. Die Karriereleiter hochgerannt und auch privat immer auf der Überholspur. Training als Triathlet: 25 Kilometer Laufen, 100 Kilometer Radfahren am Wochenende sind keine Seltenheit. Das geht an die Substanz und auf Dauer nicht gut. Innerlich zu einem „gehetzten Tier“ geworden, zieht Bredack die Notbremse. Er verlässt seine Familie, schmeißt später auch den Job hin und gründet ein Unternehmen für vegane Lebensmittel, weil er „nicht mehr essen wollte, was er eigentlich streicheln würde“.  Bredack bereut diesen Schritt keine Sekunde, sondern ist „mit jedem Tag mehr überzeugt von seinem Projekt“. Die Kunden sind es auch. Der Laden brummt. Und Verbindungen zum alten Leben? Gibt es auch noch: In der Nähe entsteht ein Vertriebszentrum seines alten Arbeitgebers: „Da kommen bestimmt welche zum Mittagessen vorbei. Auf das Wiedersehen freue ich mich schon.“

Roter Reiter – Fazit: „Sieg der Silberrücken“ ist ein Lehrstück über die kreative Kraft der „Mid-Ager“, die sich mit gewohnten „9-to-5″Jobs bis zur Rente nicht abfinden, sondern in einem beruflichen Neuanfang persönliche Leidenschaften und Talente ausleben möchten. Sehr unterhaltsam geschrieben, nützlich und sehr motivierend.

Oliver Ibelshäuser, www. Roter-Reiter.de

Katharina Daniels, Manfred Engeser, Jens Hollmann: „Sieg der Silberrücken“; Linde 2013