Buchcover1Sich einfach mal „ent-schuldigen“

Schuldgefühle gehören zu den wesentlichen Ursachen seelischer Krisen. Umso erstaunlicher, dass es zu diesem weitläufigen Themenkomplex kaum fundierten Lesestoff gibt. Und schon gar nicht für interessierte Laien ohne neurowissenschaftliche Grundlagen. Mit „Selber schuld!“ schließt Raphael M. Bonelli diese Lücke. In freundlicher Sprache und mit guten Argumenten geht der Autor der Frage nach, wie Menschen mit Schuld umgehen.

Verdrängungsweltmeister gibt es viele

Er zeigt, wie sich selbst blitzgescheite Leute vortrefflich aus der Verantwortung lügen, indem sie die Fakten in beeindruckender Weise so lange formen und kneten, bis ihnen die neue Sichtweise glaubhaft erscheint. Tragikomik begleitet beispielsweise den Therapierbericht vom untreuen Ehemann, der bis zu 50 Verhältnisse nebenher gepflegt hat und trotzdem auf der Couch angibt, „es sei ihm sehr wichtig, seine Frau nicht zu enttäuschen.“ Verdrängungsweltmeister gibt es zuhauf. Ob die Schuld dabei geleugnet oder kurzerhand auf die Umwelt übertragen wird, ist im Ergebnis gleich: Der Verdränger erteilt sich selbst einen Freispruch, weil „Schuld schmerzhaft ist und daran erinnert, dass die Handlungen nicht den eigenen Prinzipien entsprechen.“

Herzenssache statt Bauchgefühl

Anhand skurriler Fälle aus der psychotherapeutischen Praxis, unterhaltsamen Abstechern in die Literatur und die psychologische Forschung Freud’scher Prägung entkräftet Bonelli das Totschlagargument „Ich konnte nicht anders“. Weder Gene noch Sozialisationserfahrungen oder Temperament können als Rechtfertigungen für unerwünschte Verhaltensweisen allein herhalten. Tatsächlich liefert der „Bauch“ den Antrieb für moralisch zweifelhafte Handlungen. Der Bauch steht für das Begehren, er „kann weder verzeihen, noch lieben, noch verzichten noch treu sein.“ Insofern bitte immer auch den Kopf befragen („das Wahre“) und letztlich das Herz („das Gute“) entscheiden lassen. Wem diese Dreifaltigkeitsgrundlage kluger Entscheidungen gelingt, wird sich mit eigenen Fehlern problemlos abfinden und in der „Annahme von Schuld einen Freiheitsgewinn erfahren“.

Roter Reiter-Fazit: Bonelli legt mit „Selber schuld“ einen originellen und klugen Psychoratgeber für Menschen vor, die sich seit geraumer Zeit mit Schuldgefühlen plagen oder diese als Weltmeister der Verdrängung erst gar nicht zulassen können. Beide Typen werden das Buch mit Gewinn lesen.

Buch-Rezension: Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Buchempfehlung: Raphale M. Bonelli: „Selber schuld“; Pattloch 2013

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