„Lieber gelegentlich mit Karacho scheitern und mit Verve die Welt zurück erobern, als im faden Mittelmaß stecken zu bleiben“. Rolf Schmiel, Autor des empfehlenswerten Buches „Senkrechtstarter“ weiß, wovon er spricht. Er war als junger Unternehmer ganz oben und ist mit einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung zwischenzeitlich grandios gescheitert („Ich verliebte mich in meine eigene Image-Broschüre“). Mittlerweile ist Schmiel wieder geerdet. Zurückgeblieben sind aber viele Fragen um vermeintliche und echte Erfolgsmodelle, wirksame Strategien zur Selbstmotivation und Placebo-Rezepte, die sich von anderen Autoren und Trainern prima (und teuer) verkaufen lassen, im Managementalltag aber als Luftblasen erweisen („Managementgurus auf den Leim gehen“).

Zorn, Gier, Arroganz und Neid können starke Triebfedern für Motivation sein

„Senkrechtstarter“ ist das vielleicht eindringlichste Motivationsbuch des Jahres, weil es mit Konventionen in der Berater-Literatur („Botschaften der Küchenpsychologie“) bricht. Schmiel verspricht Ihnen nichts, was Sie ohnehin nicht halten können. Denn „niemand kann alles erreichen, nur weil er es auch denken kann“. Zudem wägt er sehr genau zwischen positiven und negativen Antreibern für gute Leistungen ab. Willenskraft und Großzügigkeit sind ehrenvolle Motive für das eigene Handeln, für das Ergebnis sind sie aber nicht bedeutender als negative Gefühle wie Zorn, Gier, Arroganz oder Neid, sofern diese wohldosiert zur Entfaltung kommen und mit Köpfchen gesteuert werden. Schmiel hat zahlreiche Beispiele dafür parat, dass eine Spur Überheblichkeit sehr wohl karriereförderlich sein kann.

Die großen Lügen der Motivationslehrer

Kennen Sie den Ausruf „Tsajakkaa“ als Motivationsspritze vor einer großen Aufgabe oder als Siegesgeheul danach? Wenn nicht, haben Sie nichts verpasst. Die „Urschrei-Therapie für Versager“ macht sie vor einem Wettkampf (im Sport oder Unternehmen) nicht wirklich robuster, sondern fördert nur das zutage, was Sie ohnehin an Kräften in sich tragen. Tsajakkaa brauchen Sie nicht (mehr), wohl aber das Wissen um positives Denken und Selbstvertrauen. Schmiel entzaubert mühelos die Jahrmarkt-Methoden der Selbstmotivations-Fürsten auf deutschen und internationalen Speaker-Bühnen. Selbst vor dem „Lauf über glühende Kohlen“ haben Sie nach dem Lesen keine Ängste mehr. Denn das kann jeder mit der richtigen Technik. Aber es geht dem Autor nicht um eine blinde Abrechnung mit Kollegen: Schmiel zeigt vielmehr, welche Wahrheiten hinter den absurden Thesen stehen. Das hilft Ihnen doppelt. Sie fallen nicht auf Erfolgsmärchen herein und lernen gleichzeitig, auf was es im Karrierestreben wirklich ankommt. Gelungen!

Roter-Reiter – Fazit: Schmiel findet deutliche Worte für die Verführer und Gaukler der Motivationslehre. Das macht das Buch sehr lesenswert. Sehr nützlich wird es dadurch, dass der Autor von „Senkrechtstarter“ detailliert herausarbeitet, welche Motivationstechniken sich dahinter verbergen und wie Sie diese im Alltag nutzen können (ohne teure Seminare buchen zu müssen).

Oliver Ibelshäuser www.Roter-Reiter.de

 

Rolf Schmiel: „Senkrechtstarter „, Campus 2015

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