Die einen kriegen „den Mund nie auf“, auch wenn sie viel zu sagen hätten, und die anderen „die Raffel nicht zu“, selbst wenn sie besser mal zuhören sollten. In jedem Unternehmen treffen Mitarbeiter mit unterschiedlichen Temperamenten aufeinander, sorgen aufgrund ihrer Außendarstellung für Missverständnisse und manchmal auch für Konflikte. Sylvia Löhken geht mit ihrem Buch „Intros und Extros“ der Frage nach, wie zurückhaltende und temperamentvolle Menschen jenseits aller Klischees ticken, wo ihre Stärken und Schwächen im betrieblichen Umfeld liegen und wie man sie am besten fördern kann.

Intro, Extro, Zentro

Wichtigste Erkenntnis: Gut und schlecht gibt es nicht. Sowohl Intros („beharrlich“, „analytisch“) als auch Extros („begeisterungsfähig“, „schnell“) sind für die Teambildung wichtig, weil sie sich perfekt ergänzen. Wenn man sie lässt. Löhken appeliert deshalb mit ihrem Buch auch vorrangig an Manager in kleinen und mittleren Unternehmen, die eigenen Leute nicht in einheitliche Persönlichkeits-Schablonen zu pressen, sondern jeweils die Stärken herauszuarbeiten. Akzeptieren Sie beispielsweise, dass sich introvertierte Arbeitnehmer in Meetings mit Wortmeldungen zurückhalten. Die sind dafür um Klassen besser, wenn es darum geht, Texte zu schreiben, Ergebnisse zusammenzufassen und Leitlinien auszuformulieren. Und dann gibt es noch die „Zentros“. Löhken widmet auch den „Ambivertierten ihre Aufmerksamkeit, die in vielen psychologischen Betrachtungen zu kurz kommen, zwischen „Schweigern“ und „Dampfplauderern“ aber sehr gut eine Brücke schlagen können. Wenn Sie selber wissen wollen, wohin Sie tendieren und damit auch Ihr Lern- und Kommunikationsverhalten verbessern möchten, finden Sie einen ausführlichen Test am Ende des Buches.

Einfach machen lassen, was sie am besten können

Gut: Im ersten Teil des Buches erklärt die Autorin ausführlich und leicht verständlich die unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale. Im zweiten Teil geht es ans Eingemachte: Hier erfahren Sie, wie Sie als Führungskraft nach oben und unten punkten, selbst wenn Sie zu den Stillen gehören und Ihr Chef die laute Ansprache bevorzugt. Zudem erklärt Löhken, wie sowohl Extros („flexibel, rhetorisch überzeugend“) als auch Intros („beharrlich, hört zu“) im Außendienst einen erstklassigen Job machen, wenn man sie machen lässt, was sie am besten können.

Roter Reiter – Fazit: Alle Machtmenschen sind Extrovertierte und deren Mitläufer sind die bescheidenen Intros? Unsinn! Auch Barack Obama ist ein „Intro“ – inklusive der vollen Portion Charisma und Autorität, die sonst „Extros“ exklusiv für sich beanspruchen. Sylvia Löhken räumt in ihrem Buch auf mit den Klischees zu den scheinbar konkurrierenden Temperamenten. Die Autorin erklärt praxisnah, wie die jeweiligen Persönlichkeitsstärken im Unternehmen bestmöglich zur Geltung gebracht werden.

Oliver Ibelshäuser, www.roter-reiter.de

 

Zum Buch: Sylvia Löhken: „Intros und Extros“, Gabal 2014