Meiner Mutter – Gott habe sie selig – war es wichtig, ihre sechs Kinder mit wohlmeinenden Ratschlägen und Weisheiten auf die Herausforderungen des Lebens vorzubereiten. Das tat sie mit Vorliebe in Gestalt von Sinnsprüchen, die wir uns gut merken konnten. Einer dieser Sprüche lautete: „Wer sich als Pfannkuchen verkauft, wird auch als Pfannkuchen gegessen.“ Nun bin ich zwar ein großer Fan von Pfannkuchen, aber was meine Mutter uns mit diesem Spruch sagen wollte, ist klar: Wenn ihr da draußen in der Welt seid und euch behaupten müsst, dann macht euch nicht klein, seid selbstbewusst, seid ein Wiener Schnitzel.

Dieser Satz meiner Mutter kam mir ganz spontan in den Sinn, als ich die ersten Seiten des Buches „Erfolg braucht ein Gesicht. Warum ohne Personal Branding heute nichts mehr geht“ von Benjamin Schulz und Edgar K. Geffroy las. Denn auch in diesem Buch geht es ums Verkaufen oder, wie man vornehmer sagt, ums Vermarkten. Aber nicht ums Verkaufen von  so etwas Trivialem wie Produkten oder Dienstleistungen. Es geht ums Vermarkten von etwas viel wichtigerem, Einzigartigem: Es geht ums Vermarkten von sich selbst!

Personal Branding: wichtig für Selbstständige, Manager, Sportler, Künstler…

„Personal Branding“ nennen das Schulz und Geffroy. Oder auf Deutsch „Personenmarketing“. Die dahinter stehende Frage lautet: Wie werde ich von der Person zur Marke? Das Thema ist wichtig, nicht nur für Ärzte, Rechtsanwälte, Immobilienmakler, Steuerberater, Ingenieure, Politiker, Schauspieler, Musiker, Sportler. Auch immer mehr Manager entdecken die Bedeutung des Personal Branding für ihre eigene Stellung im Konkurrenzkampf um die besten Posten. Einige der berühmtesten Personenmarken in der Wirtschaft? Steve Jobs (Apple), auch wenn er schon mehr als vier Jahre tot ist. Oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Oder der Shooting Star Elon Musk (Tesla). Aber auch innerhalb einer Branche kann man sich zu einer Marke entwickeln, um so seine Bekanntheit zu erhöhen und seinen Marktwert zu steigern.

Auch Benjamin Schulz und Edgar K. Geffroy sind Marken. Der eine als gefragter Marketingexperte und der andere als Speaker und Bestsellerautor. Ihr Buch ist keines der üblichen Lehrbücher. Es ist fast ausschließlich ein Dialog zwischen den beiden Männern. Dazu hatten sie sich für mehrere Tage nach Mallorca zurückgezogen und von früh bis spät über dieses Thema geredet. Über ihre Erfahrungen, ihre Ansichten, ihre eigenen Strategien, über positive und schlechte Beispiele, über Voraussetzungen und Konsequenzen. Das Buch ist wunderbar leicht zu lesen. Man kann Schulz und Geffroy sozusagen beim Denken und Plaudern über die Schultern gucken. Für ganz Eilige gibt es am Schluss eine stark komprimierte Zusammenfassung, quasi ein Ergebnisprotokoll.

Wer will schon eins der bunten Bällchen im IKEA-Bällebad sein?

Wer sich dazu entscheidet, sich selbst als Marke aufzubauen, der entscheidet sich dafür, „seine Nase in den Wind zu halten“, wie Schulz sagt. Der entscheidet sich dafür, sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Sichtbar zu sein. Das ist nicht jedermanns Sache. Das erfordert Mut. Denn man macht sich damit natürlich auch angreifbar. Man kann nicht Everybody´s  Darling sein. “Everybody´s Darling is everybody´s Depp“, sagt Geffroy. Sichtbarkeit, schreiben die beiden Experten, bedeutet auch Polarisierung. „Ohne Polarisierung ist man nur eins der vielen bunten Bällchen im IKEA-Bällchenbad“, sagt Geffroy.

Diese exponierte Stellung muss man wollen. Den oft damit verbundenen kalten Gegenwind muss man aushalten können. „Personal Branding kann nur dann gelingen, wenn man die Frage `Will ich das überhaupt?´ mit einem klaren `Ja´ beantworten kann.“ Erst dann geht es um die eher praktischen Fragen „Wie werde ich zur Marke?“ und „Wie überlebe ich als Marke?“. Im vierten und fünften Kapitel ihres Buches geben Schulz und Geffroy auf diese Fragen erhellende und hilfreiche Antworten.

Roter-Reiter-Fazit: Ein unterhaltsames und anregendes Buch über ein heute noch vielfach unterschätztes Thema. Eine Empfehlung für alle, die mehr sein wollen als ein buntes Bällchen im IKEA-Bällchenbad.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Edgar K. Geffroy, Benjamin Schulz: Erfolg braucht ein Gesicht. Warum ohne Personal Branding nichts mehr geht. Redline, 223 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 3868816291

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