Gratulation! Die erste Hürde ist geschafft. Ihre Bewerbungsunterlagen haben einen positiven Eindruck hinterlassen, Sie haben die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch ergattert. Ihre fachliche Kompetenz ist somit passend für das Unternehmen. Doch passen Sie auch als Mensch zum Unternehmen und umgekehrt? Das sollte nun ausgelotet werden –hier kommen Ihre Wirkung und Körpersprache ins Spiel. Der Grund: Haltung, Gestik, Mimik und Stimme liefern viele Informationen über unsere Persönlichkeit. Worauf sollten Sie also achten?

So machen Sie sich zum Favoriten

Authentisch wirken ist Trumpf

Überlegen Sie im Vorfeld: Welche Rolle wollen bzw. müssen Sie verkörpern? Welche Performance, also Vorstellung, wird von Ihnen gefordert? Und passen diese Rollen zu Ihnen? Sich als jemand zu verkaufen, der man nicht ist, oder sich mit nicht vorhandenen Kompetenzen zu schmücken, wird Sie definitiv nicht weiterbringen und niemanden überzeugen. Der Grund: Sobald Sie eine Performance abliefern, die nicht zu Ihnen passt, verlieren Sie an Wirkung und gleichzeitig sämtliche Sympathiepunkte. Eine aufgesetzte Körpersprache geht deswegen meistens nach hinten los.Sehr wohl aber können Sie Ihren persönlichen Stil optimieren und negative Signale durch positive ersetzen. Doch das müssen Sie im Vorfeld üben und trainieren!

Die entscheidenden Millisekunden

Behalten Sie sich im Kopf, dass nach nur wenigen Millisekunden ein Urteil über Sie gefällt wird. Nach einem Blinzeln entscheidet der Personalentscheider unbewusst, ob der Bewerber sympathisch oder nicht sympathisch wirkt. Schaffen Sie es, im Auge des Betrachters zu bestehen, wird Ihnen automatisch Kompetenz zugeschrieben. Erwecken Sie jedoch einen unsympathischen Eindruck, wird Ihnen eher Inkompetenz unterstellt. Verrückt wie wir ticken: Ein guter erster Eindruck ist oft die halbe Miete! Was kann ich tun, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen?

Blickkontakt schafft Kontakt!

Halten Sie Blickkontakt. Ab drei Sekunden wird dieser wahrgenommen; ab vier Sekunden drücken Sie Interesse aus. Menschen, die dagegen Blickkontakt vermeiden, wirken im besten Fall schüchtern, oft teilnahmslos oder als hätten sie etwas zu verbergen. Doch umgekehrt sollten Sie starren und gefühlt minutenlange Blickkontakte ebenso meiden.

 

Lächeln Sie, aber bitte richtig

„Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück.“ Ein indisches Sprichwort, das sich in den meisten Fällen bewahrheitet. Schenken wir einem Menschen ein wahrhaftiges Lächeln, dann bekommen wir unweigerlich auch ein Lächeln zurück. Was heißt das? Bitte kein Dauergrinsen aufsetzen. Ihre Augen sollten freundlich wirken. Lachen Sie mit ihnen!

 

Händedruck: Gummi- oder Schraubstockhand?

Der Händedruck ist in diesem Fall der erste körperliche Kontakt zwischen Ihnen und dem potentiellen Arbeitgeber. Unterschätzen Sie diesen nicht. Laut Knigge läutet der Höherrangige die Begrüßung ein. Also warten Sie, bis Ihnen die Hand gereicht wird. Studien belegen, dass ein Bewerber mit einem kurzen, festen Händedruck die größten Chancen hat. Ein schwacher Händedruck (Gummihand) oder ein Schraubstockgriff fallen meist durch.

Stimme erzeugt Stimmung

Wählen Sie bewusst eine ruhige, tiefe Stimmlage und einen langsameren Rhythmus. Tipp: Stellen Sie sich vor, dass Sie etwas Leckeres schmecken. Was sagen Sie dann? „Mmh.“ Das ist die richtige Stimmlage, um mit der Stimme überzeugend zu wirken. Im Laufe des Gesprächs passen Sie Geschwindigkeit, Tonlage, Lautstärke, Sprachrhythmik an und verwenden Sie ähnliche Worte und Redewendungen wie Ihr Gegenüber. Aber kein Gleichklang um jeden Preis.

Sitzhaltung: Machen Sie sich drei Zentimeter größer

Lümmeln Sie nicht im Stuhl. Verstecken Sie nicht Ihre Hände unter dem Tisch oder den Beinen. Wirken Sie stattdessen energetisch, indem Sie Ihren Brustkorb aufrichten, die Hände seitlich an den Lehnen oder am Tisch ablegen. Vertrauen bauen Sie auf, indem Sie Ihre sensiblen Körperteile zeigen: Drehen Sie den Oberkörper zum Gesprächspartner, wenden Sie Ihr Gesicht frontal zu und zeigen Sie den Halsbereich sowie die Handinnenflächen beim Sprechen.

Nonverbale Resonanz ist Macht

Wollen Sie erfolgreich kommunizieren, dann müssen Sie mit dem zukünftigen Arbeitgeber in Resonanz gehen, also zuerst eine Verbindung herstellen. Besteht keine Verbindung, dann erreichen Sie nichts. In Resonanz gehen gelingt durch verbale und nonverbale Gleichheit. Passen Sie Ihre Körpersprache an die Ihres Gesprächspartners und die Situation an. Und verhalten Sie sich ähnlich. Üben Sie sich in einer synchronen Körpersprache. Das bedeutet, dass Sie sich Ihrem Gegenüber körpersprachlich annähern. Das macht unwillkürlich sympathisch.

Warum? Menschen mögen Menschen, die so sind, wie sie gerne sein wollen. Um eine Verbindung herzustellen, gilt es, sich einfühlsam und mit Respekt an die Körpersprache einer anderen Person anzupassen. In der Psychologie spricht man von Mimikry. Wie sollten Sie die Körpersprache spiegeln?

  1. Niemals alles. Das ist veräppeln!
  2. Selektiv spiegeln. Die Grundregel lautet: Führen Sie nur das Verhalten aus, dass zu Ihnen passt.
  3. Spiegeln Sie zeitversetzt! Nur, wenn Sie zu sprechen beginnen („Ja, wissen Sie…“) und gleichzeitig verändern Sie die Körpersprache.

Üben Sie vorher das Vorstellungsgespräch. Dann führen Sie alle nonverbalen Gesten, Haltungen, Gesichtsausdrücke und Mimikry kongruent aus und es wirkt glaubwürdig.

Monika Matschnig: Expertin für Körpersprache und Wirkungskompetenz

Monika Matschnig ist ehemalige Leistungssportlerin, Dipl.-Psychologin, Keynote-Speakerin, Bestsellerautorin und führende Expertin für Körpersprache und Wirkungskompetenz. Sie hält mehr als 100 Vorträge pro Jahr, bietet maßgeschneiderte Seminare für mehr Wirkung an und ist Gastrednerin an mehreren Universitäten. www.matschnig.com