Na, gut geschlafen? Oder eher nicht? Mal unter uns:  Viele Manager sehen zwar ziemlich verpennt aus, bekommen aber trotzdem zu wenig Schlaf. Es gibt Führungskräfte, die schlafen nur vier Stunden pro Nacht. Behaupten sie jedenfalls. Wenn sie dann um 5 Uhr früh angeblich ausgeschlafen aus dem Bett springen, gehen sie erst einmal in ihren zum Fitnessstudio umgebauten Keller und machen sich fit für den Tag. Eine Woche später kann man im Manager-Magazin dann diese Geschichte voller Bewunderung für den tollen CEO lesen.

Das Ganze geht so in Richtung selbstinszenierte Heldenverehrung. Schlaflosigkeit im Management wird heute in einer Art glorifiziert, wie wir einst Personen verherrlichten, die übermäßig viel Alkohol vertragen konnten. Der Harvard-Professor Charles Czeisler hat sich eingehend mit diesem Phänomen befasst und kommt zu dem Schluss: „Müde Manager handeln wie Betrunkene“. Und das hat Folgen. Noch einmal Czeisler: „Ansonsten intelligente und wohlerzogene Manager benehmen sich anders, wenn sie übermüdet sind: Sie beschimpfen ihre Mitarbeiter, treffen unkluge Entscheidungen, welche die Zukunft ihres Unternehmens beeinflussen, und halten wirre Vorträge vor ihren Kollegen, den Kunden, der Presse oder den Shareholdern.“ Nicht gut!

Eine Studie des Allensbach-Instituts hat ergeben, dass 57 Prozent der Top-Entscheider es schon einmal erlebt haben, dass Manager am Verhandlungstisch Zugeständnisse machten, weil sie kaum noch die Augen offen halten konnten. Auch betrügerischere Aktivitäten mancher Manager, über die immer wieder in den Zeitungen zu lesen ist, sind mitunter auf einen Mangel an Schlaf zurückzuführen. Denn wie heißt es doch so richtig: Wer sündigt, schläft nicht. Oder umgekehrt.

Aber Spaß beiseite. Ausreichend Schlaf ist wichtig für alle, insbesondere für alle, die Leistung bringen müssen. Wer nicht genug schläft, ist unkonzentriert, übellaunig, macht Fehler, schwächt sein Immunsystem und wird sogar krank. Viele wissen das und bekommen trotzdem zu wenig Schlaf. Und das, obwohl sie zeitig genug ins Bett gehen und eigentlich auch schlafen wollen. Aber sie können nicht. Meistens aus dem Grund, dass sie gedanklich mit dem Tag noch nicht abgeschlossen haben und sie einfach nicht abschalten können.

Der Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley hat sich intensiv mit der Problematik auseinandergesetzt. Hier ein paar seiner Tipps, damit Sie abends besser einschlafen können:

  • Bewegung und Sport. Wenn Sie den ganzen Tag nur auf seinem Schreibtischstuhl und abends auf dem Sofa hockt, hat Ihr Körper am Abend einfach nicht die nötige „Bettschwere“. Ein ausgedehnter Spaziergang vor dem Zubettgehen oder eine Joggingrunde (nicht zu schnell!) ist ideal.
  • Essen Sie nicht zu spät und vor allem keinen schweren Speisen. Am besten ist es, wenn zwischen Ihrer letzten Mahlzeit und dem Zubettgehen drei bis vier Stunden liegen.
  • Lesen oder Musik hören am Abend sind bessere Schlafvorbereiter als Fernseher, Tablet-PC und Smartphone. „Das blaue Licht des Fernsehers ist ein Wachmacher“, sagt Schlafexperte Zulley.
  • Gehen Sie möglichst immer zur annähernd gleichen Zeit ins Bett. Unser Organismus ist ein Gewohnheitstier.
  • Oftmals fällt man todmüde zu Bett und kaum hat man das Licht gelöscht, fängt das „Kopfkino“ an. Alle möglichen Gedanken des Tages gehen einem durch den Kopf. Tipp: Versuchen Sie, an etwas Schönes zu denken – den letzten Urlaub, einen Tag mit den Skiern in den Bergen, eine Motorradtour. Träumen Sie, noch wenn Sie wach sind und Sie werden bald einschlafen.
  • Gleiches gilt, wenn Sie nachts aufwachen und einfach nicht mehr einschlafen können. Wichtigste Regel: Bleiben Sie entspannt und machen Sie sich nicht verrückt. Wenn Sie gar nicht wieder einschlafen können, stehen Sie auf und beschäftigen Sie sich mit irgendetwas, was Sie jederzeit wieder abbrechen können, sobald Sie das Gefühl haben, dass Sie wieder einschlafen könnten. Natürlich sollten Sie jetzt keinen Kaffee oder ähnliches trinken.
  • Last but not least: Sorgen Sie für eine Wohlfühlatmosphäre in Ihrem Schlafzimmer. Die Zimmertemperatur sollte bei etwa 18 Grad liegen, der Raum sollte natürlich abgedunkelt sein und keine akustischen Störquellen enthalten. Außerdem sollten Sie Zugluft vermeiden. Tipp: 15 Minuten vor dem Zubettgehen eine heiße Wärmflasche unter die Bettdecke legen!

Die wichtigste Empfehlung lautet: Machen Sie sich nicht verrückt, wenn Sie nachts aufwachen. Selbst wenn Sie eine Nacht schlechter schlafen als gewöhnlich, werden Sie den folgenden Tag einigermaßen gut überstehen. Nur bei andauernden Schlafstörungen sollten Sie den Arzt aufsuchen und gemeinsam mit ihm eine Lösung suchen.

Übrigens: Gerade ist das Buch von Jürgen Zulley und seiner Kollegin Dr. Barbara KnabDie kleine Schlafschule. Wege zum guten Schlaf“ im Mabuse-Verlag neu erschienen. Es hat 158 Seiten und kostet 14,95. Die ISBN-Nummer lautet: 3863212843

Damian Sicking, www.roter-reiter.de

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