Entwicklungspsychologe Paul Bloom beschäftigt sich in Langzeitstudien mit dem Verhalten und Erleben von Babys. Sein aktuelles Buch „Jedes Kind kennt Gut und Böse“ ist beinahe ein Zufallsprodukt. Ursprünglich wollte Bloom die soziale Intelligenz von Säuglingen erforschen, kam während der Experimente und Beobachtungen aber zu der überraschenden Erkenntnis, dass Babys ein nachweisbares Moralempfinden besitzen, das sich nicht mit dem sozialen Einfluss durch die Eltern erklären lässt.

Blick- und Greifexperimente

Wie erforscht man kognitive Prozesse von Säuglingen, die sich verbal nicht äußern können oder während der Versuchsanordnung auch schon mal einschlafen? Bloom setzt auf Blickzeitstudien und Greiftests: Die Kinder werden zum Beobachter kurzer Trickfilme oder Puppenspiele, in den sich ein Teil der Darsteller moralisch vorbildlich, ein anderer Teil bösartig oder hinterlistig verhält.

Hang zum Guten ist angeboren

Das Ergebnis: Säuglinge betrachten die „Helfer“ lieber und länger und greifen eher zu Puppen, die sich vorher moralisch einwandfrei verhalten haben: „Wie wir erwartet hatten, bevorzugten sechs und zehn Monate alte Kleinkinder mit überwältigender Mehrheit das hilfsbereite Individuum gegenüber dem hemmenden. Das war kein subtiler statistischer Trend – nahezu alle Babys griffen nach dem Guten.“

Roter Reiter-Fazit: Paul Bloom schafft in seinem Buch tiefere Einblicke in die kognitive Welt von Babys als jeder andere Entwicklungspsychologe. Spannend zu lesen.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

 

Paul Bloom: „Jedes Kind kennt Gut und Böse“, Pattloch 2014

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