Keine Angst vor dem Herbst des Lebens! Panikmache vor dem demografischen Wandel, vor Altersarmut oder der „Gesellschaft der Gebrechlichen“ lässt der Grandseigneur des Zeitmanagements nicht kommentarlos durchgehen. In seinem lesenswerten Buch „Das neue Zeit-Alter“ wirbt er für mehr Besonnenheit und Weitsicht in der Diskussion um die bevorstehende Überalterung der Deutschen. Sein Mittel gegen die düsteren Prophezeiungen: Tragfähige Modelle für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, in denen die Begriffe „alt“, und „Zukunft“ wunderbar harmonieren. In denen Rentner nicht nur Empfänger von öffentlichen Geldern und Dienstleistungen sind, sondern das Land aktiv (mit)gestalten. „Die besten Jahre kommen noch“, schreibt Seiwert, die der heute 40jährigen „und die unserer Gesellschaft“.

Die Schattenseiten des demografischen Wandels

Sein Altersweis(s)buch ist zweigeteilt: Im ersten Part analysiert er die Gründe für die fortschreitende Überalterung der Gesellschaft. Längere Lebenserwartung aufgrund besserer Infrastruktur, medizinischer Versorgung und Bildung kommen dabei ebenso zur Sprache wie die Gründe für die sinkende Geburtenrate. Seiwert verfällt nicht dem Fehler, die anstehenden Probleme wie die Löcher in den Rentenkassen oder den „Krieg der Generationen“ kleinzureden. Er nimmt die Ängste der Betroffenen ernst („Grufty Horror Picture Show“), berichtet dabei auch aus persönlichen Erfahrungen und spart nicht bissigem Humor: „Im Jahr 2050 werden wohlhabende Namibier Patenschaften für notleidende deutsche Rentner einrichten.“

Generationenvertrag neu gestalten

Um die Schreckensszenarien abzuwenden, müssen zuerst die Alten selbst anpacken – bevor die Gebrechlichkeit beginnt. Das schildert der Autor im zweiten Teil des Buches. Arbeitswillig und -fähig zu bleiben über das Renteneintrittsalter hinaus, das liegt in der persönliche und sozialen Verantwortung jedes Einzelnen. Seiwert spricht vom „integralen Lebensmodell“, das die Lebenserfahrung aus den vergangenen Jahrzehnten als „Türöffner für gesellschaftliche Positionen und Ämter“ nutzt. Alte finden sinnvolle und auch hochdotierte Beschäftigungen, wenn sie sich einbringen, ihre Vorteile ausspielen. Die Wirtschaft sieht Seiwert in der Pflicht, die Weichen dafür zu stellen – beispielsweise über neue Arbeitszeitmodelle, altersgemischte Teams und mehr Teilzeitstellen. Die Möglichkeiten dafür sind längst gegeben. Nur muss das auch in die Köpfe aller Verantwortlichen: „Pro Aging statt Anti Aging: Altwerden ist ein Ziel, das schön und erstrebenswert ist.“

Roter Reiter – Fazit: Unmissverständlich fordert Seiwert eine gesellschaftliche Erneuerung, die das Altwerden nicht mehr als Makel begreift. Seine Zukunftsmodelle sind absolut überzeugend. Vorher aber muss der soziale Wandel in den Köpfen stattfinden, vor allem in denen der Alten selbst. Das Buch könnte einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

 

Lothar Seiwert: „Das neue Zeit-Alter“, Ariston 2014

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