Gabriele Zienterra hat sie satt, die Pseudodialoge im Chat-Slang, die nun auch die Alltagssprache jenseits der Facebook-und Whats-App-Fenster dominieren. „LOL“ und „Like“ ersetzen aber weder ganze Sätze noch ein ehrliches Lächeln, moniert die Autorin in ihrem Buch „Stop Cheap Speak“. Sie fordert mehr Zeit, Interesse und Aufmerksamkeit in der Kommunikation, mehr Teilnahme am Gespräch und mehr Anteilnahme am Gesprächspartner.

Wenn Rhetorik-Eliten aneinander vorbeisprechen und -hören

Ihre Kritik entzündet sich aber nicht nur an der Sprachverkümmerung durch die Sozialen Medien. Pseudokommunikation findet auch unter Rhetorik-Experten aus der Politik statt. Gerade dort! Wenn etwa die Parteispitzen mit dem Gedanken „Ich muss es schaffen, meine Inhalte weiterzugeben, die Vorteile unseres Parteiprogrammes klarzumachen“ ins Studio einer Talk-Show schlendern, „entstehen absurde Gesprächssituationen, in denen keiner auf die Aussage des anderen eingeht oder ihm auch nur wirklich zuhört.“

De Klerk und Mandela im respektvollen Dialog

„Cheap Speak“ nennt die Autorin diese Art der Kommunikation: „Vorgefertigt. Aus Versatzstücken eilig zusammengenäht.“ Das geht auch anders. Auch in der Politik. Selbst dann, wenn die Positionen offensichtlich unvereinbar sind wie einst in Südafrika bei De Klerk und Mandela: „Sie schafften es miteinander zu reden, mehr noch, genau hinzuhören.“ Darum geht es im Kern des Buches: Die Tricks der leeren Kommunikation entlarven und die Optionen für einen respektvollen Austausch nutzen. Anregungen dafür gibt Zienterra zuhauf.

Roter-Reiter – Fazit: Ein kluges Buch, das nicht nur unseren Sprachgebrauch, sondern auch den Wert unserer Sozialkontakte hinterfragt. Wer „Stop Cheap Speak“ aufmerksam liest, wird sich abends vermutlich weniger bei Facebook aufhalten, dafür der Familie und (echten) Freunden mehr Zeit widmen.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Gabriele Zienterra: „Stop Cheap Speak“, Kanur 2015

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