Der Titel wirkt recht harmlos, das Buch „Machtspiele“ aber hat es in sich: Schonungslos deckt Autor Matthias Nöllke die geheimen Spielregeln für das tägliche Mobbing im Büro auf. Die Grundmuster der Dominanzrituale aus der Chefetage mit den symbolischen Fußtritten und Nackenschlägen für das Fußvolk. Aber auch die Nadelstiche, mit denen sich die „Indianer“ gegenseitig piesacken oder sogar einen der Häuptlinge zu Fall bringen. „Machtspiele“ fördert das zutage, was die Betroffenen nur unbewusst spüren, aber nicht erklären können – die Antreiber hinter dem versteckten Mobbing.

Mobbing is a game for two

Erfreulich unaufgeregt demaskiert Nöllke die typischen Machtspiele und -muster. Das Wort „Spiel“ trifft es sehr gut. Weil alle Beteiligten in die unausgesprochen Regeln einwilligen müssen, damit die Figuren sich auf dem imaginären Brett bewegen. Wer seine Macht ausspielen will, braucht ein Opfer. Weigert sich die auserwählte Person, ist das Spiel beendet, bevor es zum Showdown kommt. Auch darum geht es in dem Buch. Konsequenterweise (und mit einem Hauch von Ironie) hat der Autor seinen Ratgeber auch wie eine Brettspielanleitung aufgebaut: In jedem Kapitel erläutert er die „Mitspieler“, den „Spielverlauf“ und die Varianten für die „Profis“.

Wie Sie Drohungen aussprechen – und richtig darauf reagieren (wenn Sie auf der anderen Seite stehen)

„Macht“ an sich ist unschuldig. Sie zu nutzen, ist kein Verbrechen, sondern ein Selbstverständlichkeit. Und das Dominanzgefälle am Arbeitsplatz bleibt unproblematisch, sofern Manager den Vorsprung der Weisungsbefugnis nicht falsch auslegen. Auch dabei hilft der Autor, der beispielsweise zeigt, dass Drohungen an die Mitarbeiter zwar sinnvoll sein können, aber schnell verpuffen, wenn sie abstrakt oder unrealistisch erscheinen. Denn darin besteht die „Kunst die Drohung: Sie müssen etwas finden, das Ihrem Gegenspieler unangenehm genug erscheint, um dann doch lieber zu tun, was Sie wollen.“

Vor allem aber profitieren Angestellte von dem Buch, die sich selbst in der Mobbing-Falle wähnen. Der Autor stellt zu allen „Machtspielen“ praxiserprobte Gegenmaßnahmen vor. So auch bei offenen Drohungen durch den Vorgesetzten: „Sie fügen sich, tun aber nicht das, was von Ihnen verlangt wird, sondern etwas Ähnliches. Sie müssen das ursprüngliche Ziel gerade so weit verfehlen, dass der andere merkt, dass er nicht das bekommt, was er wollte. Doch Sie müssen dem Ziel immer noch nahe genug kommen, dass er seine Drohung nicht wahr machen kann.“

Roter-Reiter – Fazit: Geballtes psychologisches Wissen über die Mechanismen versteckter und offener Konflikte in den deutschen Büros – ohne Theorieverweise. Ein ungemein wichtiges Buch für Führungskräfte und deren Mitarbeiter sowieso, die sich wehren müssen. Empfehlung – ohne Wenn und Aber!

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Matthias Nöllke: „Machtspiele – Die Kunst den eigenen Willen durchzusetzen“, Haufe 2015

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