Als Arzt, „Laufpapst“, Buchautor und „Fitness-Guru“ hat sich Dr. Ulrich Strunz längst einen Namen gemacht. Und nun tritt er als Vitamin-Verfechter jeglicher Form auch gegen den „Spiegel“, weite Teile der Pharma-Industrie sowie Öko-Dogmatiker an. Sein Buch „Vitamine“ ist ein flammendes Plädoyer für eine gesündere, wesentlich vitaminreichere Ernährung und gleichsam eine Wutschrift gegen eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien und Beiträge in Publikumszeitschriften, die die Wirkung von Vitaminen durchaus kritisch betrachten.

Zorn gegen falsche Wissenschaft und faden Journalismus

Aufhänger seiner Analyse war der populäre „Spiegel“-Artikel „Die Vitamin-Lüge“ aus dem Jahr 2012. Strunz zerfleischt nicht nur diesen Beitrag („Dämonisierung“, „Verbraucherverunglimpfung“), sondern fleddert auch gleich viele internationale Forschungsberichte, die er nonchalant als „Schrottstudien“ abqualifiziert. Seine Kernaussage: Jeder von uns nimmt viele zu wenig Vitamine zu sich. Dabei spielt es (fast) keine Rolle, ob man noch mal in den Obstteller greift, einen Nachschlag beim Spinat bevorzugt oder ein Vitaminpräparat in Tablettenform einwirft. Hauptsache, es wird ausreichend von den unsichtbaren Gesundmachern der Kategorien „A“, „B“, „C“, „D“ und „E“ eingenommen! Denn „Mangelkrankheiten treten in verschiedenen Formen auf. Viele Ärzte kommen gar nicht darauf, dass hinter einem Symptom ein handfester Vitaminmangel stecken könnte“.

Orangensaft macht locker

Strunz weist detailliert nach, wie Sie mit der richtigen Vitamin-Kombination und der passenden Dosis das Risiko von Herz-Kreislauf-Schäden und anderen Erkrankungen deutlich reduzieren können. Dabei werden aber auch reihenweise Mythen entzaubert, wie der Glaube an das gesunde Vollkorn („weg mit dem Mehl, her mit Gemüse und Fisch“) und alltagstaugliche Empfehlungen verteilt. Beispielsweise sollten Sie in stressigen Situationen lieber ein Glas Orangensaft als Wasser trinken, weil dann „der Blutdruck weniger stark ansteigt.“ Machen wir gerne!

Roter Reiter-Fazit: Wetten, dass Sie schon beim Lesen des Buches Lust auf Lachs und Salat bekommen und den geplanten Weißwein kurzerhand gegen einen Multivitaminsaft eintauschen? Auch wenn Sie vielleicht nicht all seinen Annahmen und Schlussfolgerungen zustimmen: Das Buch von Strunz ist mitreißend geschrieben, kurzweilig und bietet genug einprägsame Botschaften, um sich ganz einfach besser zu ernähren ohne auf Leckeres verzichten zu müssen.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Dr. med. Ulrich Strunz: „Vitamine“, Heyne 2013