Buchempfehlung: Das Erbe

Dienstag, Dezember 17, 2013 Businesstrends

Erinnerungen an Glück und Schuld in Südtirol

Lilli Grubers “Das Erbe” ist eine bewegende Familienbiografie, die die Geschichte zweier wohlhabender Tiroler Grundbesitzergenerationen im vergangenen Jahrhundert nacherzählt. Gruber begibt sich auf die Spurensuche ihrer Urgroßmutter Rosa Tiefenthaler, die als junges Mädchen den Hof ihres Vaters übernimmt, weil ein männlicher Stammhalter fehlt. Rosa muss sich nicht nur in der großbäuerlichen Männerwelt durchsetzen, sondern auch viele Jahre um ihre große Liebe (“nicht-standesgemäßer Habenichts”) kämpfen. Aus der Ehe gehen 6 Kinder hervor.

Lebendig und mit vielen Tagebuchzitaten versetzt schildert die Autorin, wie Rosa die Familie und das Gut von der Kaiser-Monarchie über den Ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskrisen bis zum Zweiten Weltkrieg schützt und zusammenhält.

Zwischen Mussolini und Hitler

Gleichzeitig protokolliert das Buch auch die Geschichte Südtirols im Spannungsfeld zwischen deutsch-österreichischer Kultur und italienischer Integration. Eine ergreifende Geschichtsstunde über eine Minderheit, die sich gegen Nationalsozialismus und italienischen Faschismus durchsetzen muss, um die eigene Identität (Tradition, Katholizismus und deutsche Sprache) zu erhalten.

Gruber ist immer ganz nah dran, aber niemals unkritisch: Unprätentiös werden auch die ideologischen Abgründe der eigenen Vorfahren dargestellt. Rosas Tochter Hella schließt sich den Nationalsozialisten an, wird verhaftet und kommt zurück zur Familie. Bekehren lässt sie sich von diesen Erfahrungen aber nicht.

Roter Reiter-Fazit: “Das Erbe” ist beides: Ein spannender historischer Roman und das ergreifende Protokoll einer Familie in den Wirren des Faschismus zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Und das Porträt einer starken Frau.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Lilli Gruber: “Das Erbe”; Droemer 2013

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