Innehalten in der Gegenwart

„Wir sind Workaholics!“ Menschen, die immer etwas tun müssen, am besten drei Dinge gleichzeitig, und damit den Stress multiplizieren, meint Thich Nhat Hanh, buddhistischer Mönch und Meditationslehrer. In seinem spirituellen Buch „Achtsam arbeiten und achtsam leben“ beschreibt er sanfte Wege, um der Hektik-Falle zu entfliehen. Die Formel dafür klingt denkbar einfach und erfordert weder einen Jobwechsel noch eine Auszeit. Nicht mal eine Abkehr von den bisherigen Gewohnheiten. Nur etwas mehr Fokussierung auf den Moment, auf die Gegenwart und die Dinge, mit denen wir im „Hier“ und „Jetzt“ beschäftigt sind, ist dafür nötig; „Wir sollten so im gegenwärtigen Moment leben, dass Frieden und Freude im Hier und Jetzt möglich sind, dass Liebe und Verstehen möglich sind. Das ist das Beste, was wir für die Zukunft tun können.“

24 Stunden Gegenwart

Die Übungen, die Ihnen der Mönch Thich Nhat Hanh vorschlägt, klingen teilweise übertrieben einfach, andere klingen für ungeübte Ohren befremdlich. Gemeinsam ist ihnen, dass Sie alle Einheiten sofort und problemlos in Ihren Alltag integrieren können. 24 Stunden lang. Denn darum geht in seinem Buch: Einen ganzen Tag lang, jede einzelne Minute für mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit nutzen: „Ob wir im Bus sitzen, Auto fahren, duschen, Frühstück bereiten – wir sollten es genießen und nicht denken ‚Ich habe keine Zeit dafür‘.“ Ihr Gewinn: Mehr innere Ruhe, mehr Resilienz und mehr Glück im Alltag.

6 einfache Tipps für mehr Achtsamkeit

  • Beginnen Sie den Tag mit einer zehnminütigen Sitzmeditation.
  • Nehmen Sie sich Zeit für ein Frühstück zu Hause, setzen Sie sich dafür an den Tisch.
  • Schalten Sie beim Autofahren auf dem Weg zur Arbeit und in Pausen Ihr Mobiltelefon ab.
  • Nutzen Sie rote Ampeln oder Verkehrsstaus als Glocken der Achtsamkeit, um innezuhalten und sich zu entschleunigen.
  • Nehmen Sie mittags nur Ihre Mahlzeit zu sich und nicht Ihre Ängste und Sorgen.
  • Kommen während eines Meetings heftige Gefühle in Ihnen hoch, sollten Sie sich eine kurze Auszeit nehmen, die Toilette aufsuchen und dabei achtsames Gehen praktizieren.

Roter Reiter – Fazit: „Achtsam arbeiten und achtsam leben“ ist eine behutsame Einführung in die buddhistische Bewusstseinslehre. Einsteigern schmeckt das Buch wie ein exotisches Reisgericht: die Vorspeise gewöhnungsbedürftig, der Hauptgang interessant und spätestens beim Nachtisch freuen sie sich die meisten schon auf das nächste Mal.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Thich Nhat Hanh: „Achtsam arbeiten und achtsam leben“; O.W. Barth; 2013