Wie der Vogel das Zwitschern lernte und flügge wurde …

Das (vorläufige) Happy-End ist bekannt: Im November 2013 startet Twitter erfolgreich an der New Yorker Börse. Längst gehört der Mikroblog-Dienst neben Facebook und YouTube zu den wichtigsten sozialen Netzen weltweit. Weit „mehr als 165 Millionen Menschen“ nutzen den 140-Zeichen-Service täglich, um „90 Millionen Statusmeldungen“ abzusenden. Eine solch rasante Erfolgsgeschichte war nicht ansatzweise zu erwarten, als Evan Williams 2006 mit einigen Freunden in einer schäbigen Baracke irgendwo in San Francisco das kleine Vögelchen zur Welt brachte.

Firmenbiografie und Milieustudie

Nick Bilton erzählt in seinem Buch „Twitter“ die Geschichte hinter den Kulissen des Nachrichtendienstes – von der Geburtsstunde bis in die Gegenwart. Er hat dafür „hunderte Stunden Interviews geführt“, zudem „E-Mails, Präsentationen und Zeitungsartikel“ ausgewertet, um ein einzigartig detailliertes Bild eines ungewöhnlichen Start-ups zu zeichnen. Das ist ganz hervorragend gelungen, weil Bilton seine Aufzeichnungen mit fiktiven Elementen zu einem atmosphärisch dichten Erzählstrang komplettiert. „Twitter“ liest sich spannend wie ein Roman, ist gleichermaßen Firmenbiografie, Wirtschaftskrimi und Milieustudie der Westcoast-Hacker und Programmierer des angehenden 21. Jahrhunderts.

Moderne Beatles

Der Autor führt Sie zurück in die fensterlosen Hinterhofzimmer nahe des South Parks, in denen Ev, Noah, Jack und Biz bei Bier und Pizza neue Online-Geschäftsmodelle finden und verwerfen, bis die Idee für Twitter steht. Mehr zufällig als geplant. Der Internetdienst registriert längst eine sechsstellige Zahl an Nutzern, als die Frage des eigentlichen Geschäftsmodells noch immer offen ist. Nur langsam tastet sich Twitter als Unternehmen an die Gesetzmäßigkeiten der Global Player im Internet-Business heran. Das macht das Unternehmen sympathisch und vor allem seine Gründer, Ev, Noah, Jack und Biz, denen Nick Bilton liebevoll ausgestattete Porträt-Studien widmet. Ganz gleich, ob es um die ersten Programmierversuche des Gründerteams geht, das Selbstverständnis der Gründer („moderne Beatles, deren Instrumente Laptops und deren Musik Programmiersprachen waren“) oder um die vielen „familiären“ Missverständnisse, Konflikte und haarsträubenden Managementfehler („intern herrschte völliges Chaos“): Bilton ist mit seinen Schilderungen immer ganz nah dran an den Machern von Twitter und ein exzellenter Chronist ihrer Geschichte(n).

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Roter Reiter-Fazit: „Twitter“ ist ein wunderbares Buch: Anrührend, spannend, zuweilen augenzwinkernd beschreibt Nick Bilton, wie Twitter zu einem der bedeutendsten Internet-Unternehmen unserer Zeit werden konnte. Keine X-beliebige Firmenbiografie, sondern die einfühlsame Geschichte von Zufällen, Freundschaft, Big Deals und großer Enttäuschung. Und natürlich von erstklassigen Ideen zur rechten Zeit am rechten Ort.

Oliver Ibelshäuser, www.Roter-Reiter.de

Nick Bilton: „Twitter“, Campus 2013

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