BeFunky_BDW_amazonWie das Internet zum Kaufhaus wurde

Das Buch „Der Allesverkäufer“ startet mit der Schilderung eines Wunderknaben mit „überragendem Intellekt und schmächtigem Wuchs“. Ein aufgeweckter Junge, der mit seinem Erfindungsreichtum die Lehrerschaft begeistert. Der Drang, Neues zu schaffen, bleibt ein Leben lang stetiger Begleiter von Jeff Bezos, dem Amazon-Gründer. Am Ende des spannenden Buches werden Sie Bezos als Getriebenen in Erinnerung behalten. Einen Perfektionisten, für den „gut“ grundsätzlich noch zu schlecht ist. Charismatisch, aber auch unverhofft cholerisch, mal inspirierend und dann wieder unergründlich und verschlossen. So skizziert Autor Bard Stone den 25 Milliarden Dollar Mann, der sich alles abverlangt und in der Folge erwartet, „dass die Angestellten rastlos arbeiten, um eine nachhaltige Firma zu schaffen“. Für den „Kommunikation in seinem Unternehmen ein Zeichen dafür ist, dass etwas nicht funktioniert“.

Der Stratege und seine Erfüllungsgehilfen

Wirtschaftsjournalist Brad Stone hat über Jahre recherchiert, Amazon-Köpfe und Konkurrenten interviewt, auch mit Bezos selbst gesprochen, um den kometenhaften Aufstieg des weltgrößten Internetkaufhauses in detailgetreuen Episoden nachzuerzählen. Darunter natürlich die Meilensteine bahnbrechender Innovationen, für die Amazon heute steht. Das Empfehlungs- und Bewertungssystem. Die Fähigkeit, Kundenwünsche vorauszusehen. Das glaubhafte Versprechen günstiger zu verkaufen und schneller zu liefern als alle Wettbewerber.

Stone würdigt auch die verborgenen Erfolge. Etwa die Akribie, mit der Bezos die Logistik des rasch wachsenden, dezentralen Imperiums vorantreibt und perfektioniert. Dafür schart er Gleichgesinnte um sich, geniale Strategen, die von Amazon-Mitarbeitern wegen ihrer „sklavischen Hingabe, der Loyalität und Effizienz“ gerne als „Jeff Bots“ verspottet werden.

…. und morgen kommt „Amazon Fresh“

Die Idee, einen universellen Online-Shop jenseits der Buchtheke aufzuziehen, hatte Bezos bereits früh, ebenso spukte die Vision eines E-Book-Readers schon lange Jahre in seinem Kopf, bevor der erste Kindle das Licht der Welt erblickt hat. Dass csm_9783593421407_81f8c02e4dausgerechnet Konkurrent Steve Jobs zum Geburtshelfer wurde, ist eine der überraschenden Anekdoten im Buch. Ein gemeinsames Geschäft zwischen Amazon und Apple zur digitalen Vermarktung von Musik kam nicht zustande. Amazon hatte diesen Markt verpennt. Das virtuelle Buchgeschäft aber konnte er keinem anderen überlassen: Bezos setzt sich brachial gegen die Interessen der Verlage durch, um die Marktmacht im eBook-Business auf- und auszubauen.

Mittlerweile ist der Markenname „Kindle“ ein Synonym für die Gattung handlicher eBook-Reader – so wie Tesa für Klebestreifen. Seinen inneren Frieden hat Bezos dadurch nicht gefunden. Am Ende des Buchs spekuliert Stone über die weiteren Amazon-Expansionen. Über den kommenden „One night“-Service. Den Verkauf von Lebensmitteln. Den Online-Handel rund um den Globus. Wer das Buch gelesen hat, wird keinen Zweifel daran haben, dass Bezos an diesen Plänen längst hart arbeiten lässt.

Roter Reiter-Fazit: „Der Allesverkäufer“ ist die faszinierende und auch häufig erschreckende Chronik der katapultartigen Erfolgsstory von Amazon. Spannend erzählt Brad Stone wie Bezos angetreten ist, um die größte virtuelle Ladentheke der Welt aufzubauen.

Oliver Ibelshäuser, www.Management-Journal

Brad Stone: „Der Allesverkäufer“; Campus 2013

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