Dass ein Vollblut-Broker, dazu akribischer Chronist des amerikanischen Börsengeschehens für das Buch „Sinn und Unsinn an der Börse“ die Feder geführt hat, wird nach wenigen Zeilen klar. Leidenschaftlich zerlegt Autor Jack Schwager die kursierenden Börsenweisheiten, bis sich die vermeintlichen Spielregeln zwischen New Yorker Wall Street und Frankfurter Börse größtenteils in nichts auflösen. Empirische Belege führt er dafür an, Beispielrechnungen und haufenweise Charts mit Vergleichszahlen der letzten Jahrzehnte.

Schimpansen sind die besseren Anlageberater

Der Autor kommt zu dem Fazit, dass vermeintliche Expertenmeinungen in Fachzeitschriften oder vom Kundenberater der Hausbank keinen Cent Investment wert sind, weil „jeder Schimpanse, der Darts auf die Seite mit den Aktienkursen wirft, nicht nur genauso gut ist wie die Experten – er ist sogar besser“. Kein Zynismus, sondern das Ergebnis langjähriger Datenanalysen. Jack Schwager klappert Seite für Seite die populärwissenschaftlichen Anlagestrategien ab und degradiert sie reihenweise in den Mülleimer der Binsenweisheiten. Aktien investieren, wenn der Markt gut läuft? Never! „Die beste Zeit, um in Aktien zu investieren, ist nach Zeiten schlechter Performance.“ Auch frühere Renditen („irreführend“) sind kein geeignetes Kriterium, um sich zwischen „Kaufen“ und „Ignorieren“ zu entscheiden.

„Keine Angst vorm bösen Hedge“

Schwagers Leib- und Magenthema sind Hedgefonds. Einen Großteil seines Buches verwendet er darauf, das Image der Risiko-Papiere zu korrigieren, die im Verdacht stehen, die Händler reich und die Anleger arm zu machen. Der Autor zeigt detailliert, dass dies nur in Ausnahmefällen stimmt, nämlich dann, wenn „Anleger ihr gesamtes Investment in eine einzige Aktie stecken“. Wer hingegen auf „diversifizierte und professionell gemanagte Dachfonds baut“, hat beste Rendite-Aussichten. Das, so stellt Schwager heraus“, gilt sogar für Aktieneinsteiger.

Roter-Reiter – Fazit: Mit „Sinn und Unsinn an der Börse“ geht Börsenprofi Jack Schwager den Anlegermythen an den Kragen: Mit guten Argumenten und deftigen Worten trennt er die empirischen Befunde von den Scheinwahrheiten. Gutes Buch für professionelle Anleger, Broker und natürlich auch Berater in Geldinstituten. Einsteiger hingegen sind schnell überfordert.

Oliver Ibelshäuser, www.roter-reiter.de

 

Zum Buch: Jack Schwager: „Sinn und Unsinn an der Börse“, Börsenbuchverlag 2014