Warum sollte man sich ein Buch kaufen, das ein Ungetüm von über 700 Seiten im Überformat und 1,5 kg Gewicht ist? Wenn man im Bett liegt und es lesen will, braucht man beide Hände, um es zu halten, und nach kurzer Zeit werden einem die Arme schwer. Warum also sollte man sich so ein Buch antun? Es gibt nur einen Grund: Weil es saugut ist.

Das Buch, von dem ich rede, ist der neue Tim Ferris. Sie kennen ihn vielleicht von seinen Bestsellern „Die 4-Stunden-Woche“ oder „Der 4-Stunden-Körper“. Sein neues Werk heißt „Tools der Titanen“. Ich sag´s Ihnen gleich: Vergessen Sie den Titel! Er wird dem Inhalt nicht gerecht. Vergessen Sie auch, dass man Bücher in der Regel vorne beginnt und sich dann langsam nach hinten durcharbeitet. Wenn Sie sich das Buch beschafft haben, beginnen Sie nicht mit dem Kapitel „Bitte zuerst lesen – wie man dieses Buch benutzt“. Suchen Sie sich stattdessen im Inhaltsverzeichnis ein Thema aus, das Sie am meisten interessiert und dann fangen Sie an zu lesen. Wenn Sie begeistert sind – und ich würde mich wundern, wenn Sie es nicht sind -, können Sie sich nach zwei oder drei Kapiteln immer noch die Einleitung vorknöpfen. Es bleibt genug Text übrig, den Sie mit der „Bedienungsanleitung“ im Kopf lesen können.

Lebensweisheiten, Erfolgsstrategien und Fitnesstipps

Das Buch ist sozusagen ein schriftliches „Best-of“ der Podcast-Talkshows, die Ferris seit einigen Jahren mit mehr oder weniger prominenten Gästen führt. Die meisten Leute in dem Buch kennt man in Deutschland nicht – und einige kennt man vermutlich auch in den Staaten nicht, es sind aber trotzdem sehr interessante Menschen. Zum Beispiel Amelia Boone, eine der besten Ultraläuferinnen und Extrem-Hindernisläuferinnen der Welt (u.a. mehrfache Siegerin des World Toughest Mudder), die hauptberuflich als Anwältin für Apple arbeitet. Oder Paul Levesque („Triple H“), der 14 Mal den Weltmeistergürtel der World Wrestling Entertainment gewann und heute als Vizepräsident in der WWE tätig ist. Man findet aber auch ein paar hierzulande bekannte Namen wie Arnold Schwarzenegger, Marc Andreessen, Tony Robbins, Peter Thiel, Scott Adams, Kevin Costner, Paulo Coelho und Jamie Foxx.

Sie alle plaudern ein wenig aus ihrem Leben, geben Einblick darin, wie sie sich fit halten, was sie antreibt, was sie essen, was sie tun, um gut zu schlafen, welche Rituale sie haben, wie man sein Geld am besten anlegen sollte, welche Fehler man bei irgendetwas unbedingt vermeiden sollte und so weiter und so fort. Alles Dinge, die wir von uns selbst kennen und die uns auch schon beschäftigt haben. Das ist zum großen Teil sehr inspirierend. Vieles läßt uns aber auch völlig kalt, weil es uns nicht betrifft. Aber wie Ferris selbst sagt: Was den einen brennend interessiert und begeistert, ist für den anderen komplett belanglos. Die Menschen sind halt unterschiedlich. „Dieses Buch ist ein Buffet“, schreibt Ferris, und jeder soll sich das heraussuchen, was ihm am besten schmeckt oder was er gerne probieren möchte. Daher lautet seine „Regel Nr. 1“ für die Lektüre seines Buches auch: „viel überspringen“.

Gesundheit, Reichtum und Weisheit

Das Buch ist in drei große Teile gegliedert: Gesundheit, Reichtum und Weisheit. Für Ferris sind dies „die drei Säulen, auf denen das Leben aufbaut.“ Neben den Zusammenfassungen der Gespräche mit seinen Talkshow-Gästen enthält das Buch in jedem Bereich sogenannte „Themenkapitel“, in denen Ferris selbst zu bestimmten Fragen Stellung nimmt. Allein diese Abschnitte rechtfertigen die Anschaffung des Buches. Da geht es unter anderem  um

  • Ungewöhnliche und effektive Körpergewichtsübungen
  • 5 Tools, um schneller ein- und besser durchzuschlafen
  • 5 Morgenrituale, die mich gut in den Tag bringen („Punkt 1: Machen Sie Ihr Bett!“ Oder „Punkt 3: Machen Sie 5 bis 10 Wiederholungen von irgendetwas“)
  • Grundlagen für das Gehirntraining
  • Nein sagen, wenn es drauf ankommt
  • Faul: Ein Manifest
  • Ein paar praxisbezogene Gedanken über Selbstmord (Für mich eines der stärksten Kapitel in dem Buch)

Das Buch ist –  typisch Ferris – locker geschrieben und toll zu lesen. Oft ist es auch lustig und humorvoll. Auf Seite 30 gibt er zum Beispiel den Tipp, den Fuß auf einem Golfball zu rollen, um so die Mobilität der ischiocruralen Muskulatur zu erhöhen. Dazu die Warnung: „Legen Sie aber einen Handtuch unter den Golfball, damit Sie nicht abrutschen und Ihrem Hund ein Auge ausschießen!“

Roter-Reiter-Fazit: „Tools der Titanen“ von Tim Ferris ist ein wunderbares Buch zum Schmökern an kalten, dunklen Regentagen. Inspirierend, unterhaltsam, lehrreich, optimistisch. Kaufen Sie es, lesen Sie es, schenken Sie es Ihren Verwandten und Freunden. Und kräftigen Sie Ihre Armmuskeln 😉

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Tim Ferris : Tools der Titanen. Die Taktiken, Routinen und Gewohnheiten der Weltklasse-Performer, Ikonen und Milliardäre. Finanzbuch-Verlag, 734 Seiten, 29,99 Euro, ISBN: 3959720467

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