Dass die USA heute einen Präsidenten Donald Trump haben, liegt unter anderem daran, dass die Kluft zwischen Arm und Reich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten in den vergangenen Jahren immer größer geworden ist. Ein Trend übrigens, der nicht auf die USA begrenzt ist, sondern den man in vielen Teilen der Welt beobachten kann, auch in Europa. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist ein Phänomen, das die amerikanische Journalistin Rana Foroohar die „Finanzialisierung“ des Wirtschaftslebens nennt. In ihrem kenntnisreich geschriebenen und spannend zu lesenden Buch „Makers and Takers. Der Aufstieg des Finanzwesens und der Absturz der Realwirtschaft“ beschreibt und analysiert sie, was in der amerikanischen Wirtschafts und Unternehmenswelt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten passiert ist und zeigt Wege auf, wie man aus dieser für die Menschen und den sozialen Frieden gefährlichen Abwärtsbewegung wieder ausbrechen kann.

Was Steve Jobs von seinem Nachfolger unterscheidet

Die Finanzialisierung ist, kurz gesagt, der Triumph der „Takers“ über die „Makers“. Die „Takers“, das sind die „Kassierer“, die Leute von Wall Street mit den Dollarzeichen in den Augen, die Menschen, die durch ihr Tun keine Werte schaffen, sondern einzig und allein das Ziel verfolgen, Geld zu vermehren. Und die „Makers“, das sind die Unternehmer, die Macher, die Leute, die mit ihren neuen Ideen, Produkten und Dienstleistungen die Gesellschaft wirklich voranbringen und das Leben der Menschen insgesamt besser machen. „Maker“ in diesem Sinne war zum Beispiel Apple-Gründer Steve Jobs, der unermüdlich daran gearbeitet hatte, mit seinen Innovationen das Leben der Menschen zu verbessern. Und ein typischer „Taker“, ein Kassierer, ist Jobs Nachfolger, der amtierende Apple-CEO Tim Cook, der davon beseelt erscheint, durch immer neue Finanztricks das Vermögen von Apple zu vermehren, von dem aber so gut wie keine unternehmerischen Impulse ausgehen. So etwas mag eine Weile gutgehen, als längerfristige Strategie aber schadet dies dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern, seinen Aktionären und der gesamten Gesellschaft.

Tim Cook ist einer von vielen, die für die „Finanzialisierung“ der Wirtschaft stehen. Es handelt sich dabei, so Foroohar, um eine „Krankheit“, die darin besteht, das die Banken und Finanzinstitute der amerikanischen Geschäftswelt ihre Bedingungen diktieren und nicht umgekehrt. „Unser Finanzsystem“, schreibt Foroohar, „hat aufgehört, der Realwirtschaft zu dienen und dient jetzt hauptsächlich sich selbst.“ Oder anders ausgedrückt: Der Schwanz wedelt mit dem Hund.

Der American Dream ist in Gefahr

In ihrem Buch beschreibt Foroohar, wie es dazu kam, dass die Kassierer („Taker“) in der Wirtschaft über die Macher („Maker“) dominieren. Sie versucht zu erklären, wie der Aufstieg des Finanzwesens den Absturz der amerikanischen Unternehmenswelt herbeigeführt hat und dies sogar „den American Dream in Gefahr bringt“. Und das tut sie auf sehr lebendige und anschauliche Art und Weise. „Makers and Takers“ ist nämlich keine abstrakte theoretische Abhandlung für Wirtschaftswissenschaftler. Was an dem Buch gut gefällt und es so spannend zu lesen macht, ist die Tatsache, dass Foroohar ihre Kritik an der Finanzialisierung anhand konkreter Unternehmensbeispiele  formuliert (unter anderem General Motors, GE, Apple). Und das durchaus verständlich. Das Buch liest sich zwar nicht von selbst, aber man braucht kein Ökonomiestudium, sondern nur ein wenig Konzentration, um dem Text zu folgen. Die Redundanz – die zum Teil für den Umfang des Buches verantwortlich ist – ist dabei durchaus hilfreich.

Foroohar beläßt es aber nicht bei der Kritik. Sie zeigt auch Lösungswege auf, wie man das Finanzsystem wieder auf den Platz verweisen kann, der ihm zukommen sollte, nämlich „als Diener der Wirtschaft und nicht als ihr Herr“.

Roter-Reiter-Fazit: „Makers and Takers“ ist ein großartiges Buch. Jeder, der sich nur ein wenig für Wirtschaft und Politik interessiert, wird es mit Interesse, womöglich mit Begeisterung, auf jeden Fall aber mit Gewinn lesen.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Rana Foroohar: Makers and Takers. Der Aufstieg des Finanzwesens und der Absturz der Realwirtschaft. Plassen, 445 Seiten, 29,99 Euro, ISBN: 3864704383

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