„Wir leben in einer volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Gesellschaft. Lässt sich das eigene Leben in diesen volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Zeiten planen? Macht es überhaupt Sinn, sein Leben zu planen, sich Ziele zu setzen und nach etwas zu streben? Kann man sich unter diesen Umstanden selbst führen?“ Dies sind die ersten Sätze in dem Buch „Self-Leadership. Sich selbst führen in unsicheren Zeiten“ der beiden Psychologen und Berater Marcus Heidbrink und Sebastian Debnar-Daumler.

Selbst-Führung ist möglich – man muss nur wissen, wie

Interessante Fragen, die Heidbrink und Debnar-Daumler da stellen, finden Sie nicht auch? Die gute Nachricht ist: Ja, auch unter diesen schwierigen Bedingungen – die Erde dreht sich immer schneller und immer mehr hängt mit allem und dem ganzen Rest zusammen – ist Führung möglich. Auch die die Selbst-Führung, also die Führung des eigenen Lebens. Man muss nur wissen, wie. Und darum geht es in diesem durchaus anspruchsvollen Buch.

Heidbrink und Debnar-Daumler setzen bei zwei Fragen an:

  1. Welche Art von Führung (anderer Menschen, zum Beispiel in einem Team) macht unter den gegenwärtigen Bedingungen am meisten Sinn bzw. ist am erfolgversprechendsten?
  2. Ist es möglich und sinnvoll, diese Art der Führung von anderen Menschen auf sich selbst anzuwenden?

Zu Punkt 1: Die heute noch in den meisten Unternehmen und Organisationen praktizierte sogenannte „transaktionale Führung“ ist den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gewachsen. Die transaktionale Führung orientiert sich an Zielen bzw. Zielvorgaben und  Führung basiert darauf, die Menschen so anzuleiten, dass diese Ziele erreicht werden. In einer Zeit aber, in der längerfristige Planung kaum noch möglich ist, weil permanent irgendetwas dazwischen kommt, macht diese zielorientierte Art der Führung keinen Sinn mehr. Die Autoren plädieren daher stattdessen für die sogenannte „transformationale Führung“, die genau vom anderen Ende her denkt: Über welche Fähigkeiten und Talente verfügt jedes einzelne Mitglied meines Teams, wie lassen sich diese entwickeln und was kann man damit erreichen?

„Wie will ich leben und was für eine Art Mensch will ich sein?“

Zu Punkt 2: Angewendet auf die Selbst-Führung lautet das Schema der transaktionalen Führung: „Welches Ziel habe ich und was muss ich tun, um dies zu erreichen?“ Die wesentliche Schwäche dieses Ziels besteht darin, dass sich das Ziel im Laufe der Zeit als unerreichbar erweist; die Konsequenz für den Menschen wäre das Eingeständnis des Scheiterns. Dagegen lautet die Fragestellung der transformationalen Selbst-Führung: „Welche Talente habe ich und was kann ich daraus machen?“ Weitere Fragen im Sinne der transformationalen Selbst-Führung lauten: „Wie will ich leben?“ und „Was für eine Art Mensch will ich sein?“

Die transformationale Selbst-Führung stellt an denjenigen, der es mit ihr probieren will, recht hohe Anforderungen. Es ist wichtig, schreiben die Autoren, sich selbst gut zu kennen und sich seine Grundannahmen über das Wesen und Funktionieren der Welt bewusst zu machen. Als Hilfestellung zu diesem „Erkenne-dich-selbst“-Projekt laden Heidbrink und Debnar-Daumler den Leser im letzten Kapitel des Buches zu acht Übungen ein, um, wie sie schreiben, „sich selber auf die Schliche zu kommen“.

Roter-Reiter-Fazit: Ein anspruchsvolles Buch, das sich nicht von selbst liest und sich gerade dadurch von der vielfach sehr einfach gestrickten Ratgeberliteratur abhebt. Heidbrink und Debnar-Daumler zeigen auf, dass und wie man sich auch in diesen unsicheren, unübersichtlichen und wechselvollen Zeiten selbst führen und entwickeln kann. Anspruchsvoll ist mit knapp 30 Euro für dieses nur 112 Seiten dünne Buch auch der Preis, dennoch eine klare Empfehlung.

Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de

Marcus Heidbrink, Sebastian Debnar-Daumler: Self-Leadership. Sich selbst führen in unsicheren Zeiten. Haufe, 112 Seiten, 29,95 Euro, ISBN: 3648084992

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